Die Hauptschule Haar im Raum München ist – für Großstädte typisch – eine multikulturelle Schule. Foto: Trauner
„Die Schulzufriedenheit ist in Oberösterreich sehr hoch.“ – Diesen Befund, gestützt auf eine FOCUS-Befragung, präsentierte Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer bei der Schulschluss-Pressekonferenz, zu der er und der Präsident des Landesschulrates, Fritz Enzenhofer, eingeladen hatten.
ERNST GANSINGER
91 Prozent der oberösterreichischen Bevölkerung sind mit den Volksschulen und gar 95 Prozent mit den Allgemeinbildenden Höheren Schulen sehr zufrieden bzw. zufrieden. Ob dieses gute Zeugnis auch zustande käme, würde man nur die Junglehrer/innen befragen, die schon einige Jahre auf eine Anstellung warten, weist das Datenmaterial nicht aus.
Eintausend auf der Warteliste
Tatsache ist, dass zu den bisher 700 Junglehrer/innen, die beim oö Landesschulrat auf der Warteliste vorgemerkt sind, nun etwa 300 dazukommen. Der Gaspoltshofener Bernhard Trauner ist einer jener, die schon zwei Jahre warten. Er unterrichtet seit September 2005 in der Hauptschule Haar, in einem Münchner Vorort. Das Tor nach Bayern ist erst seit kurzem offen. Als Trauner, der das erste Jahr nach der PÄDAK mit Nachmittagsbetreuung bei der SALE (siehe Kasten rechts) überbrückte, vom Abkommen Oberösterreichs mit Bayern hörte, bewarb er sich beim deutschen Nachbarn und kam nach München.
Am Ball bleiben
Das deutsche Schulsystem ist etwas anders aufgebaut als das österreichische. Zum Beispiel ist der Hauptschullehrer Klassenlehrer und nicht Lehrer einzelner Fächer. Aber das Wichtigste für Bernhard Trauner ist, am Ball zu bleiben und mit Kindern zu arbeiten. Unterrichten ist die beste Voraussetzung, möglichst bald in Oberösterreich „ankern“ zu können.
Der Beruf zieht
Er würde wieder die Lehrerausbildung wählen, auch mit seiner gegenwärtigen Warte-Erfahrung. Denn der Beruf, die Arbeit mit Kindern, und das Studium gefallen ihm sehr. Würde er um Rat gefragt, würde er sagen, dass es überlegenswert ist, nach der Matura ein paar Jahre ins Ausland zu gehen und dann erst die Lehrerausbildung zu machen.
Ein bisschen Statistik
Im Schuljahr 2005/2006 besuchten 216.704 Schüler/innen eine von 1.023 Schulen in Oberösterreich. Das sind um etwa 2.000 weniger als im Jahr davor. Zuwächse gibt es nur bei den höheren Schulen. Etwa 7.000 oberösterreichische Maturanten bedeuten, dass derzeit 40 Prozent eines Geburtsjahrgangs zur Matura kommen. An den Pflichtschulen unterrichteten heuer 11.616 Lehrer/innen, nächstes Jahr gibt es 11.389 Dienstposten.
ZUR SACHE
SALE
SALE ist die Abkürzung für „Solidaritätsaktion für arbeitslose Lehrer/innen“. Diese wurde 1985 vom CLV, dem Christlichen Lehrerverein, gegründet. Ziel war und ist: Junge/r arbeitslose Lehrer/innen sollen eine ordentliche Überbrückung finden. Binnen weniger Monate wurden 3.000 Mitglieder geworben. Diese unterstützen bis heute die Aktion mit einem monatlichen Beitrag von derzeit 1,45 E. Schon im Herbst 1985 konnte SALE die ersten Junglehrer/innen anstellen, was auch dank der Unterstützung von Land OÖ und AMS möglich war. Diese arbeiteten z. B. im Lehrlingsheim der VOEST als Erzieher/innen, bei der Lebenshilfe Oberösterreich als Behindertenbetreuer/innen oder im Jugendherbergswerk. Seit damals hat SALE über 3.000 arbeitslose Lehrer/innen entweder selbst beschäftigt oder vermittelt (zwischen 1992 und 1997 war wegen der verbesserten Arbeitsplatzsituation Betriebspause). 1997 startete SALE mit „Happy Learning“ auf 31 Standorten eine flexible Lernbetreuung an Nachmittagen. Auch Bernhard Trauner( Bild unten) war – in Eberstalzell – durch SALE beschäftigt.