Fokolarbewegung: über 700 Teilnehmer/innen bei der Ferien-Mariapoli in Bad Ischl
Ausgabe: 2006/30, Fokolarbewegung, Mariapoli, Bad Ischl, Musical
25.07.2006 - Josef Wallner
Die Mariapoli ist ein Trainingslager der anderen Art. Nicht um Muskelaufbau geht es, sondern um das Einüben eines Lebensstils im Geist des Evangeliums: in der Freizeit, bei den Wanderungen, bei Vorträgen und Gebet und bei gemeinsamen Projekten. So haben mehr als hundert Jugendliche aus Österreich und Tschechien ein Musical erarbeitet – und mit großem Erfolg aufgeführt.
Maruska ist Gymnasiastin, stammt aus Jihozapad in Mittelböhmen und spielt beim Musical „Wandel einer Geschichte“ im Orchester Flöte. Sie gehört zu den dreißig Jugendlichen aus Tschechien, die an der Aufführung mitarbeiten. Ebenso viel stammen aus Oberösterreich. Natürlich gibt es manchmal Spannungen und die Sprachbarriere trägt das ihre dazu bei: „Doch es funktioniert“, sagt Maruska begeistert: „Wenn man ganz bewusst geschwisterlich handelt, dann wandeln sich schwierige Momente in Freude.“
Dem stimmt auch Lida, die Chorsängerin aus Tschechien, zu. Sie freut sich, dass sich die Österreicher/innen anstrengen, um einige Passagen des Musicals in Tschechisch singen zu können: „Ich weiß, wie schwer meine Muttersprache für sie ist.“ Doch an der Sprachbarriere gibt es kein Scheitern: „Wenn die Worte versagen, dann verständigen wir uns eben mit einem Lächeln.“ Auch Ivan Prskalo aus Leonding ist vom Geist, der durch die Arbeit am Musical entstanden ist, fasziniert: „Die Viefalt der Kulturen, die unterschiedlichen Charaktere – und trotz allem ist ein geschwisterliches Leben möglich.“
Jugendliche fordern. Die Mühe für den großen Tag der Aufführung am Freitag, den 21. Juli hat sich gelohnt. Mit 700 Menschen war die Sporthalle der Tourismusschule Bad Ischl gerammelt voll. Das Publikum war begeistert – von den Darbietungen der Jugendlichen, aber man hat auch den guten Geist gespürt, der innerhalb der Musicalgruppe gewachsen ist, so eine Besucherin.
Österreicher brauchen Aufwärmphase. „Dass die Jugendlichen keine Werte und keine Lust zum Engagement haben, ist ein Vorurteil“, sagt Maria-Regina. Die Koreanerin ist seit 25 Jahren Berufsmusikerin bei der Fokolare-Band „Gen Verde“ und hat auf ihren Tourneen schon mehrmals den Globus umrundet. In Bad Ischl leitete sie den Musicalchor. Was ihr im Vergleich zu Jugendlichen aus anderen Ländern auffällt: „Die jungen Leute in Österreich brauchen etwas Zeit, bis sie begeistert sind und ihre Freude auch zeigen können, aber dann sind sie voll dabei.“ Wichtig ist, dass man ihnen Vorbilder gibt, so Maria-Regina.
Zur Sache
Eine Film-Minute für Europa
Gelb, rot und grün leuchten die Zehennägel von Daniel Binder. Voll Neugier sprechen Mariapoli-Teilnehmer den 26-jährigen EDV-Experten auf seinen besonderen Schmuck an. Er gehört zu der Gruppe junger Erwachsener, die einen Kurzfilm über Europa drehen. Dreißig Leute aus Österreich, Rumänien und Ungarn haben unter Anleitung eines Regisseurs – eines Profis – einminütige Filme erstellt. „Was ist meine Vision für Europa, in dem Distanzen überwunden und Gräben nicht vergrößert, sondern Brücken gebaut werden?“ Man merkt Daniel Binder den Spaß an, den seine Gruppe bei der Gestaltung des Films hatte, gleichzeitig stecken aber unzählige Gespräche und Überlegungen in dem Beitrag mit den bunten Zehennägeln: Die Farben symbolisieren die Flaggen einzelner EU-Länder.
Eine Gruppe von Jus-Studenten und junger Juristen beschäftigte sich mit der „Kultur der Rechtsstaatlichkeit“. Guliana, eine Studentin aus Sizilien, die kurz vor dem Studienabschluss steht, betonte, dass ihr die Gespräche Mut gemacht haben für ihre künftige Arbeit, die – im Heimatland der Mafia – auf sie wartet.