Zum 100. Geburtstag von Dietrich Bonhoeffer lud das evangelische Studentenheim Linz „Dietrich Bonhoeffer“ und der Ökumenische Bonhoeffer-Arbeitskreis zu einer Fahrt nach Breslau, in die Geburtsstadt des Theologen und Widerstandskämpfers.
41 Reiseteilnehmer/innen begaben sich auf die Spuren Bonhoeffers im heutigen Polen und beschäftigten sich mit den kulturellen und politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Polen.
Die Karmelitin Edith Stein. Neben Bonhoeffer stand in Breslau Edith Stein im Mittelpunkt, die „jüdische Christin und christliche Jüdin“, wie sie in der offiziellen Zeitung des Vatikan, dem Osservatore Romano, anlässlich ihrer Heiligsprechung 1998 bezeichnet wurde. Die Philosophin ließ sich als 31-Jährige taufen und wurde nach Jahren als Lehrerin Karmelitin. Als 1942 Edith Stein – die konvertierte Jüdin – aus dem Kloster heraus von den Nationalsozialisten verhaftet wurde, sagte sie zu ihrer Schwester Rosa, die bei ihr lebte: „Komm, wir gehen für unser Volk.“ Als Gefangene Nr. 44074 starb Edith Stein in den Gaskammern von Auschwitz.
Predigerseminar Finkenwalde. Die Reise führte auch nach Finkenwalde (bei Stettin), wo Bonhoeffer die von der Gestapo beargwöhnte Ausbildung der Pfarrer (1935 bis 1937) für die bekennende Kirche leitete. Von dem Gutshof, in dem das Predigerseminar untergebracht war, sind heute nur mehr Fundament-Reste zu sehen. Ein schlichtes Holzkreuz erinnert aber an die bedeutsame Stätte. „Finkenwalde ist ein spirituelles Zentrum der evangelischen Kirche“, betont Franz Eichinger vom Bonhoeffer-Arbeitskreis. Über die Beschäftigung mit der Bergpredigt hat Bonhoeffer in Finkenwalde den Ernst des Christseins entdeckt. Es entstand dort das Buch „Nachfolge“, das Karl Barth nach dem Krieg als das mit Abstand Beste, was dazu geschrieben worden ist, bezeichnete. Bonhoeffer schreibt: „Wohin wird der Ruf in die Nachfolge diejenigen führen, die ihm folgen? (...) Wir müssen mit dieser Frage zu dem gehen, der allein die Antwort weiß. Jesus Christus, der die Nachfolge gebietet, weiß allein, wo der Weg hingeht. Wir aber wissen, dass es ganz gewiss ein über alle Maßen barmherziger Weg sein wird. Nachfolge ist Freude.“ 1937 wurde das Predigerseminar vom Staat geschlossen. Seine Erfahrungen im Predigerseminar reflektierte Bonhoeffer im Buch „Gemeinsames Leben“.
Weitere Gedenkveranstaltungen zur NS-Zeit am 8. und 9. August in Braunau und St. Radegund.