„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir am besten mit Leuten fahren, die wir selbst ausbilden!“ – Wie Nikolaus Schmid Haslach schätzt auch Johannes Suess aus Oberkappel die Lehrlingsausbildung ein: „Eigene Lehrlinge sind ganz wichtig.“
Ende Juli waren in Oberösterreich mehr als 1.500 Jugendliche als Lehrstellensuchende beim Arbeitsmarktservice vorgemerkt. Ihnen stehen knapp 630 offene Lehrstellen gegenüber. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Situation etwas weniger angespannt. Zur Lehrlingsausbildung haben vor Monaten die Katholische ArbeitnehmerInnenbewegung, die Betriebsseelsorge und die Katholische Jugend OÖ das Projekt „Stellenwert“ ins Leben gerufen. Im Oktober wird ein Kalender 2007 mit guten Beispielen vorgestellt.
Zwei Mühlviertler Betriebe. Zwei solche gute Beispiele sind der Gasthof Suess in Oberkappel und die Firma Elektro Schmid in Haslach. Nikolaus Schmid, der den Betrieb 1987 als damals dort Beschäftigter – bei Mitnahme aller Mitarbeiter – gekauft hat, hat schon 23 Lehrlinge ausgebildet. Ein Drittel von ihnen hat die Lehrabschlussprüfung mit Auszeichnung bestanden, was wohl ein Qualitätsmerkmal ist. Was macht die Qualität eines Lehrbetriebes aus? – Bei der Auswahl der Lehrlinge nimmt Firmenchef Schmid Bedacht auf die Fähigkeit zu sozialen Kontakten. Ähnlich sagt es auch der 31-jährige Johannes Suess: „Der Umgang mit Gästen ist wichtig.“ Das ist ein Qualitätsmerkmal. Die Lehrlinge – Dominik Arnoldner bei Elektro Schmid und Tamara Raab vom Gasthof Suess – betonen weitere: Dass sie alles gut erklärt bekommen, dass der Chef mit anpackt, dass der Lehrling den gleichen Stellenwert wie die anderen hat.
Aktuell lernen im Gasthof Suess zwei Lehrlinge. Tamaras Lehrzeit (vier Jahre Koch und Restaurantfachfrau) ist demnächst zu Ende, dann wechselt sie in einen anderen Gastbetrieb und Johannes Suess stellt wieder einen neuen Lehrling ein. Es ist üblich im Gastgewerbe, dass man nach der Lehrzeit auf Saison geht – wenn nicht die Liebe dazwischenkommt. Dominik Arnoldner kommt jetzt ins dritte Lehrjahr (dreieinhalb Jahre Elektro-Installationstechniker). Beide haben das Glück guter Chefs kennen gelernt. Chefs, die sich Zeit nehmen zu erklären. Die einem auch was zutrauen und in die Eigenverantwortung begleiten. „Es hat nichts gegeben, was ich nicht hätte ausprobieren dürfen“, sagt Tamara. Und Dominik freut sich, dass er mit den anderen in der Firma gleichberechtigt ist.
Impuls
„Er ist mehr als ein Chef. Man kann mit ihm über alles reden und er unternimmt viel mit dem ganzen Team. Vor der Lehrabschlussprüfung habe ich noch Sachen ausprobieren können und er hat mir einiges erklärt.“ Tamara Raab,Koch und Restaurantfachfrau
„Das meiste lernt man bei der Arbeit und wenn man es gut erklärt bekommt. In der Schule lernen wir das ganze Theoretische, wobei die Zeit eigentlich zu knapp ist. Da gibt es einen ziemlichen Zeitdruck.“ Dominik Arnoldner,Elektro-Installationstechniker