„Der Pfadfinder sucht den Weg zu Gott“: So heißt es im Pfadfinderversprechen. Wie aber sucht man heute in der überkonfessionellen Jugendarbeit Gott? – Darüber diskutierten vor kurzem zwei Kirchenvertreter mit Pfadfinderinnen und Pfadfindern.
Für den evangelischen Superintendenten Dr. Gerold Lehner und den Generalvikar der Diözese Linz, DDr. Severin Lederhilger, waren vor diesem Abend die Pfadfinder/innen ein eher unbeschriebenes Blatt. Am Ende waren beide sehr froh über die Begegnung.
Gemeinsame Suche. Dazwischen war ein gemeinsames Suchen danach, wie die Gottsuche von Jugendlichen geweckt und gefördert werden kann, gerade von Jugendlichen, die außerhalb der kirchlichen Jugendarbeit beheimatet sind. Denn die Pfadfinder/innen, die heuer das 100-jährige Jubiläum ihrer Gründung feiern, sind überkonfessionell, doch Gott soll eine wichtige Rolle spielen. „Gott zu dienen“, wie es junge Pfadfinder versprechen, wird übersetzt: Ihn nicht aus dem Leben auszuklammern, sondern versuchen, ihn auch in säkularisierter Gesellschaft wahrzunehmen. Gottsuche ist einer von acht Schwerpunkten. Die anderen heißen verantwortungsbewusstes Leben in der Gemeinschaft, weltweite Verbundenheit (in 226 Ländern gibt es knapp 40 Millionen Pfadfinder/innen), Umweltbewusstsein, einfaches Leben, schöpferisches Tun und Bemühen um ein gesundes Leben.
Reden und Sprache. Im offenen Angebot der Pfadfinder sehen die Pfadfinder selbst und auch die Kirchenvertreter eine große Chance, über Gott zu reden. Hier müsste man bei den Eltern ansetzen, die ja vielfach selber schon verlernt haben, über Gott zu reden, meinte Generalvikar Lederhilger. Bei allem Reden über Gott sei es wichtig, authentisch zu bleiben. „Nicht meinen, nur die kirchliche Gebundenheit führe zu etwas“, sagte Lederhilger. Mit der Jugend über Gott reden, braucht die Sprache der Jugend, strich Superintendent Lehner hervor. Wer aber davon rede, man müsse die Jugend kirchlicher machen, rede verräterisch. Denn diesen Menschen gehe es eher um Nachwuchs für die Kirche als um die Jugend. Die Jugendlichen brauchen das Gefühl, einfach da sein zu können, wahrgenommen zu sein, Raum zu haben.
Reden und Sprache. Bei den Pfadfindern haben auch Jugendliche Platz, die an keinen Gott (mehr) glauben (können). Wiewohl der Anspruch „Gottsuche“ nicht ruhen lässt, den Zugang zu Gott und Religion offen zu halten. Gerade weil fehlender Glaube von der Mitgliedschaft nicht ausschließt, haben die Pfadfinder eine Chance, Gott im Gespräch zu behalten. Das setze aber das persönliche Bekenntnis voraus. Oder wie es der ehemalige Landeskurat der Pfadfinder und jetzige Dompfarrer Dr. Maximilian Strasser formulierte: „Den Menschen sagen, die auf der Suche nach der Wahrheit sind: Ich habe da ein Angebot. Schaut’s hinein in meinen Sack.“
Zitate
„Der Schwerpunkt ,Leben aus dem Glauben‘ ist sicher der Schwerpunkt, zu dem wir in den letzten Jahren am schwierigsten Zugang gefunden haben.“ Andreas Hofinger, Landesleiter der OÖ. Pfadfinder/innen
„Wo kann heute ein Jugendlicher überhaupt noch reden über Religiöses? – Ein Teil des Erfolges von Taizé ist, dass man dort einmal fromm sein, selbstverständlich religiös sein kann, ohne dafür angeredet zu werden.“ Generalvikar DDr. Severin Lederhilger
„Es ist kein Widerspruch, selbst zu etwas zu stehen und andere Angebote offen zu halten, meinen Glauben als Beispiel zu zeigen.“ Landesleiterin Birgit Gahleitner