b>Nur über Barrieren sind Kirchenbauten zu erreichen, klagen Menschen mit körperlichen Gebrechen. Schwerhörige Kirchgänger/innen wünschen sich bessere akustische Lösungen in den Kirchen. Und Rollifahrer/innen weisen darauf hin, dass es in Pfarrräumen mitunter an rollstuhlgerechten WCs mangelt.
„Meine Behinderung ist gut erkennbar und ich erlebe in der Gesellschaft und in der Kirche große Hilfsbereitschaft, mir über Barrieren drüberzuhelfen. Die Bereitschaft, bestehende Barrieren möglichst zu beseitigen, lässt allerdings eher zu wünschen übrig. Dafür fehlen der Blick und die Einsicht, vielleicht auch das Geld. Betroffene bleiben weg, sobald die Mühe zu groß wird.“ So formuliert eine Rollstuhlfahrerin ihre Antwort auf unsere Frage, was sie als betroffene Frau mit Behinderung in der Kirche erlebt.
Eng, steil, schwer, stufig! In Vorbereitung auf das „Fest der Begegnung“ am 28. September in Altenhof (siehe Kasten rechts), zu dem Menschen mit und ohne Behinderungen herzlich eingeladen sind, haben wir von 25 Betroffenen Aussagen zu „Kirche – Glaube – Behinderung“ erhalten. Durchgängig findet sich in ihren Antworten der Wunsch, dass die Kirchen barrierefreier werden. „Die meisten Kirchen sind nicht barrierefrei und vor allem wird man blöd angesehen, wenn man mit dem Rollstuhl im Mittelgang steht“, schreibt ein Rollstuhlfahrer. Andere merken an, es gebe kaum Parkplätze für Menschen mit Behinderung, kaum WC- Anlagen für Rollifahrer, zu enge oder zu steile Rampen, zu hohe Gehsteigkanten, zu schwere Kirchentüren ...
Rücksicht auf Schwerhörige. Schwerhörige Menschen klagen, dass sie in vielen Kirchen kaum etwas verstehen. Eine sehr positive Erfahrung beschreibt dagegen eine Frau aus Braunau: Sie könne nur dankbar feststellen, dass in ihrer Pfarre Menschen mit Handicaps nicht benachteiligt werden. Ein stark gehbehinderter Mann sei im Pfarrgemeinderat (PGR) gut integriert gewesen, sie selbst sei schwerhörig und nun schon die vierte Periode im PGR. „Die PGR-Mitglieder wissen, dass ich beim Zuhören auf ihr Mundbild angewiesen bin“, und sie bemühen sich sehr, dies zu beachten. „Im Kirchenraum unserer Pfarre steht zur großen Freude der Gottesdienstbesucher/innen mit Hörgeräten eine gut funktionierende induktive Höranlage zur Verfügung.“ Die Diözese sollte über induktive Höranlagen informieren, schlägt jemand anderer vor, und deren Anschaffungfinanziell unterstützen. Für Rollstuhlfahrer sollte es Nischen geben, damit sie nicht am Gang stehen müssen, lautet eine weitere Anregung. Eine Betroffene wünscht sich Ansprech- und Vertrauenspersonen für Menschen mit Beeinträchtigungen.
Integriert sein. Neben der Erfahrung ausgegrenzt zu sein, schildern Betroffene aber auch, wie selbstverständlich sie integriert sind. „In meiner Heimatpfarre geht der Priester bei der Kommunion mit den Hostien zuerst zu den Personen im Rollstuhl“, freut sich eine Frau. Eine armamputierte Frau sagt, sie habe bis jetzt nie eine andere oder schlechtere Behandlung in der Kirche erfahren, „ganz im Gegenteil, ich bin für meine Aktivitäten bewundert worden“. Wieder jemand anderer bedankt sich, dass der Pfarrer jeden Freitag die Kommunion zu jenen Menschen nach Hause bringt, die selbst nicht mehr zur Kirche kommen können. Eltern berichten von guter Einbindung ihres behinderten Kindes bei der Erstkommunion oder Firmung. So nahmen Firmhelfer etwa für ein stark sehbehindertes Mädchen mit Down-Syndrom die Lieder in Vorbereitung zur Pfarrfirmung auf Kassette auf, damit das Mädchen diese daheim mit ihrer Patin üben konnte. „Heute noch legt sie sich die Kassette hin und wieder ein.“ Eine Frau schreibt: „Ich bin trotz körperlicher Behinderung durch Schlaganfall weiterhin Lektorin.“ Ein Mann freut sich, dass er in seiner Jugend als Rollstuhlfahrer in der kirchlichen Jugend sehr gut integriert war. Toll sei ihre behinderte Tochter im Kirchenchor aufgenommen worden, schildert eine Mutter. Eine gegenteilige Erfahrung machte eine andere Mutter: Ihre Tochter durfte nicht bei der Jungschar bleiben.
Begegnungs-Fest/h4>KirchenZeitung, Behindertenseelsorge, assista und NO LIMITS laden am Freitag, 28. September zum „Fest der Begegnung“ nach Altenhof ein: 15 Uhr: Wortgottesdienst 16.15 Uhr: Eröffnung der Ausstellung des KirchenZeitungs-Karikaturisten Lois Jesner 17.15 Uhr: Vorführungen (Musik, Akrobatik, Tanz) von Menschen mit Behinderungen 18.15 Uhr: essen, trinken, plaudern, tanzen. Es spielt die Hooch-Gang. Das Fest kann dank einer Subvention durch Landesrat Josef Ackerl durchgeführt werden.
Vom und zum Bahnhof Attnang ist ein Shuttledienst eingerichtet.Beim Fest stehen Helfer/innen für Assistenzleistungen zur Verfügung.Anmeldung bitte bis Dienstag, 25. September, an KirchenZeitung:Tel. 0732/76 10-39 44; office@kirchenzeitung.at,