Die Bauarbeiten zur Erweiterung des Ars Electronica Centers (AEC) in Linz haben seit letztem Frühjahr zahlreiche Risse in den Mauern der Stadtpfarrkirche Urfahr verursacht. Nach der ersten Begutachtungsphase gab es letzte Woche ein Aufatmen: Die Kirche ist trotz der Schäden stabil.
Fredi Hubich steigt die Treppe zur Empore der Stadtpfarrkirche Urfahr hinauf. „Ah, da schaut’s ja aus. Das sieht ein Blinder, dass da was nicht passt“, ärgert er sich. Der pensionierte Maschinenbauschlosser und ehrenamtliche Mitarbeiter in der Stadtpfarre deutet auf zahlreichen Risse, die sich durch die Turmmauern der Kirche ziehen. Die Ursache für den Schaden: Trotz der in diesen Fällen üblichen Absicherung durch Betonpfähle hat die Baugrube des AEC-Erweiterungsbaus das Fundament der angrenzenden Stadtpfarrkirche geschwächt. Seit Herbst steht das Mauerwerk der Kirche deshalb unter ständiger Beobachtung. Zum Fall hinzugezogen wurde Architekt DI Wolfgang Schaffer, Baureferent der Diözese Linz. „Nach den neuesten Messungen schaut es so aus, dass nicht sofort Handlungsbedarf besteht“, berichtet Schaffer. Das heißt, dass wahrscheinlich bis Herbst zugewartet werden kann, bis sich der fertige AEC-Rohbau gesetzt hat, um dann die Risse mittels Spezialverfahren zu „kitten“.
Verstummte Glocken. Als wichtigste Vorsichtsmaßnahme dürfen die Glocken bis auf Weiteres nicht läuten. Die Schwingungen könnten der Kirche in ihrem jetzigen Zustand gefährlich zusetzen. Ein eigenes Gutachten soll im Februar die Entscheidungsgrundlage liefern, wie es mit den Glocken weitergeht. „Es wäre schon sehr schön, wenn wir die Glocken zumindest zu Ostern wieder läuten könnten“, hofft Pfarrer Mag. Helmut Part.
Keine Fahrlässigkeit. Klar ist, dass der Bauträger (die Stadt Linz) als Verursacher für die Schäden aufkommen wird, so Schaffer. Der Pfarre entsteht somit keine finanzielle Last. Es handle sich aber nicht um Fahrlässigkeit seitens des Bauträgers, betont der Architekt. „Die Baufirma Strabag hat im Vorfeld Probebohrungen gemacht, mit Hilfe derer die Fachleute die Gefahren beurteilt haben. Aber ein Restrisiko bleibt immer“, sagt Schaffer. Vor allem bei der Donau mit dem Schotter- und Sandgemisch sei der Bauggrund sehr schwierig einzuschätzen. Dass man das Kirchenfundament schon vorher zusätzlich abstützen hätte müssen, meint hingegen Fredi Hubich: „Bei einem so alten Gebäude muss man vorsichtiger sein.“ Der finanzielle Aufwand dafür sei aber zu groß, meint Architekt Schaffer. Allerdings hätte ein Suchschlitz beim Fundament schon im Vorhinein noch genauere Aufschlüsse gebracht. Aber auch hier gelte: „Jedes Risiko lässt sich nicht ausschließen.“