Sagt er „Rohingya“? Besucht er ein Flüchtlingslager? Westliche Erwartungen an die Reise des Papstes nach Bangladesch und Myanmar waren hoch. Von vor Ort betrachtet lagen sie aber mitunter daneben.
Immer wieder die Frage nach dem „R“-Wort. In Rom hatte Papst Franziskus vor Wochen mindestens zweimal öffentlich von „Rohingya“ gesprochen. Die muslimische Minderheit Myanmars wurde zum Teil brutal vertrieben; mehr als 600.000 sind ins benachbarte Bangladesch geflohen. Während seines Besuchs in Myanmar vermied Franziskus den höchst umstrittenen Begriff, der bis in Familien hinein polarisiert. Manche kreiden ihm das an.
Strategie
Der Besuch in Myanmar war eine der diplomatisch heikelsten Reisen von Franziskus. So möchte ein Journalist wissen, ob er das Wort „Rohingya“ im Gespräch mit dem Oberbefehlshaber der Armee verwendet habe. „Ich habe die Worte verwendet, die nötig waren, meine Botschaft rüberzubringen“, antwortet Franziskus und fügt hinzu: „Die Wahrheit habe ich nicht verhandelt.“ Er versuche, „die Dinge Schritt für Schritt zu erläutern, höre auf Antworten und Reaktionen, bis ich sicher bin, dass die Botschaft angekommen ist“, erläutert der Papst seine Strategie. Wer Türen vor der Nase zuschlägt, erreiche nichts. Nach jahrzehntelanger Militärdiktatur und Misswirtschaft versucht Myanmar, Infrastruktur, Wirtschaft und Demokratie auf die Beine zu stellen. Als Hauptgarantin dafür gilt Aung San Suu Kyi. Die Friedensnobelpreisträgerin von 1991, die jahrelang unter Hausarrest stand, wird von der katholischen Kirche des Landes sehr unterstützt. Erschwert wird Suu Kyis Arbeit durch das nach wie vor mächtige Militär und einen buddhistischen Nationalismus. Darunter leiden viele der offiziell 135 Minderheiten im Land, am meisten die Rohingya, aber auch Christen. In dieser Situation will der Papst die noch frischen diplomatischen Beziehungen ausbauen und die christliche Minderheit stärken.
Menschenrechte wahren
In seiner öffentlichen Rede in der Hauptstadt Naypyidaw vor Vertretern aus Politik und Diplomatischem Corps, die Reihen anwesender Militärs fast demonstrativ nicht beachtend, pocht der Papst auf die internationalen „Verpflichtungen des Landes“. Es gelte, die Grundprinzipien der Menschenrechte zu wahren sowie eine demokratische Ordnung aufzubauen – für jeden „Einzelnen und jede Gruppe – niemand ausgeschlossen“. Diese Äußerungen werden im Nachbarland Bangladesch, das die meisten Rohingya-Flüchtlinge aufgenommen hat und das Franziskus im Anschluss besucht, aufmerksam vernommen und von Staatspräsident Abdul Hamid, Kirchen- und Religionsvertreter sowie Medien lobend erwähnt.