"Weihnachten im Herzen" --- Paul Chaim Eisenberg --- Lebensader Traun --- Selbstmord und Euthanasie --- Gedanken zu Weihnachten von Bischof Erwin Kräutler
Ausgabe: 2017/51
20.12.2017
- Elisabeth Leitner, Heinz Niederleitner, Josef Wallner
Weihnachten im Herzen
Bräuche im Advent und in der Weihnachtszeit stellt Gernot Candolini in seinem Büchlein „Weihnachten im Herzen“ vor. Vom Friedenslicht bis zum Liedersingen und Keksebacken, von der Krippe und ihren Figuren bis zum Sternsingen beleuchtet er in kurzen Beiträgen die Bedeutung verschiedener Rituale und Traditionen, die einem in dieser Zeit warm ums Herz werden lassen und auch jene hereinholen, die draußen vor der Türe stehen. Dazu passend gibt es kurze Texte und Gebete. Dass zu Weihnachten nicht immer alles eitle Wonne ist, spricht der Autor ebenfalls an. Das macht die Lektüre trotz ihrer kitschigen Gestaltung sympathisch. Gernot Candolini, Weihnachten im Herzen, Herder Verlag 2016.
Auf das Leben!
33 Jahre – bis 2016 – war Paul Chaim Eisenberg Oberrabbiner in Wien. Einer, der sein Amt und seine öffentliche Rolle stets auch mit Humor ausgeführt hat. Jetzt ist er „nur noch“ Rabbiner – und hat genau dazu ein Buch geschrieben – über den Witz und die Weisheit eines Oberrabbiners. Selbst „schwere“ Themen behandelt er ohne jede Verbissenheit. Dass vielen, Juden wie auch Nachfahren von Nazis, das Reden über die Schoah schwerfällt, hält er für sehr verständlich. Man muss nicht allen alles unter die Nase binden, meint er. Im Buch wird nicht bloß über Humor geschrieben, es bingt auch viele Anekdoten und Witze. Diesen zum Beispiel: Ein Jude kann nicht einschlafen und wälzt sich im Bett herum, bis seine Frau ihn fragt, was denn los ist. Da sagt er: „Ich schulde Chaim bis morgen Geld, aber ich habe es nicht.“ Da schlägt ihm seine Frau vor: „Am besten, du rufst deinen Freund gleich an und sagst ihm, dass du das Geld nicht hast. Dann hat er eine unruhige Nacht und du kannst beruhigt schlafen.“ Fundamentalisten scheint Eisenberg überhaupt nicht zu mögen. Sie seien vollkommen humorlos und meist frei von Selbstkritik. Ihre Untaten versuchen sie auch noch Gott in die Schuhe zu schieben. Paul Chaim Eisenberg, Auf das Leben! Witz und Weisheit eines Oberrabbiners. Brandstätter-Verlag 2017.
Lebensader Traun, Lebenswege Stadl
Wunderschöne Aufnahmen der Traun, ihre geheimen, vergessenen Plätze, dazu kulturgeschichtliches Wissen und Impulse über Schöpfung und Nachhaltigkeit bringt der Autor und Fotograf Gerhard Winkler in seinem Text-Bild-Band „Lebensader Traun, Lebenswege Stadl“. Das Buch skizziert die Bedeutung der historischen Wasserstraße Traun und schafft einen Bogen zwischen Natur, Kultur und Geschichte. Gelungen! Lebensader Traun, Lebenswege Stadl, Gerhard Winkler, LEWEL 2016.
Sterbende und Lebende
Mit „Bruder Tod“ legt der Kurienerzbischof Vincenzo Paglia einen Beitrag in der Debatte um assistierten Selbstmord und Euthanasie vor. Dabei erweitert das Mitglied der Gemeinschaft Sant‘ Egidio den Blick insofern, als er auch auf Fragen wie den Umgang mit Krankheit, Tod und Sterben in unserer Gesellschaft eingeht. Vor allem geht es ihm um die Gemeinschaft: Es sei, so könnte man sein Argument zusammenfassen, die Aufgabe der Lebenden, die Sterbenden nicht allein zu lassen. Denn der Wunsch nach Euthanasie entspringe oft der Angst vor der Einsamkeit des Todes. Andererseits brauche auch der Lebende den Kontakt zum Sterbenden, um den Sinn des Lebens noch besser zu begreifen. Paglia warnt davor, dass bei einer Liberalisierung der „Sterbehilfe“ der Druck auf Alte und Kranke wächst. Sein Buch ist eine gute und gefühlvolle Darstellung des katholischen Standpunktes in der Sterbehilfe-Debatte. Auch wenn manche der vielen Zitate im Buch hilfreich sein mögen, sind es in Summe aber zu viele. Zu wenig setzt sich der Autor jedoch mit den Befürwortern eines angeblich „selbstgewählten Todes“ auseinander. Will man mit ihnen diskutieren, wird man darum aber nicht herumkommen.
Gedanken zu Weihnachten
Meditative Texte, Gedichte, kurze Geschichten und Erinnerungen – daraus besteht das neue Büchlein von Bischof Erwin Kräutler über Weihnachten. Natürlich ist mancher der Texte geprägt von Bischof Kräutlers Einsatz im Amazonasgebiet und gebannt liest man die Erklärungen, wie dort Weihnachten gefeiert wird, zum Beispiel in Vitória. Vom „Jesuskind in Vitória“ erzählt denn auch der mit Abstand längste Text des Bändchens. Aber die Aussagen des Buches sind universell und erreichen auch europäische Leser – wohl weil die Weihnachtsbotschaft allen Menschen gilt. Denn Weihnachten erinnert daran, „als Gott einer von uns wurde“.