Begegnungen mit indigenen Völkern in Chile und Peru waren Schwerpunkt der 22. Auslandsreise von Papst Franziskus.
Ausgabe: 2018/04
23.01.2018
- kathpress/huber
Während des Aufenthalts von Papst Franziskus in Chile vergangene Woche standen Begegnungen mit führenden Politikern, Treffen mit Betroffenen von Missbrauch und Angehörigen der Mapuche-Minderheit sowie ein Gespräch mit einem Opfer der Militärdiktatur unter General Augusto Pinochet (1973–1990) auf dem Programm. Radikale Mapuche kritisierten die Papstaussagen zu den Indigenenrechten als zu vage und doppeldeutig. In Chile mahnte Franziskus zudem zu gesellschaftlicher Geschlossenheit und Gewaltlosigkeit. Außerdem rief er zu Solidarität mit Migranten auf. Der Besuch in Chile wurde begleitet von Debatten um den wegen eines Missbrauchsskandals kritisierten Bischof Juan Barros. Er wird beschuldigt, sexuelle Vergehen eines Priesters gedeckt zu haben. Belastbare Belege dafür gibt es bislang nicht. Der Papst stellte sich schützend vor ihn.
Ausbeutung angeprangert
An den Anfang seiner Peru-Reise stellte Papst Franziskus am Donnerstag einen Besuch im Amazonasgebiet; dort prangerte er die zunehmende Ausbeutung der Region an, verurteilte die Gier nach Öl, Gas, Gold und Monokulturen, die die Völker Amazoniens mehr bedrohten als je zuvor. Es gelte damit zu brechen, in der Region nur eine „unerschöpfliche Schatzkammer“ zu sehen, in der sich Staaten rücksichtslos bedienten. Zugleich wendete sich der Papst gegen einen radikalen Naturschutz, der den Einheimischen die Nutzung ihrer Ressourcen verbieten will. Das Treffen mit den Indigenen wird als Auftakt einer vatikanischen Amazonien-Synode gewertet, die Franziskus für 2019 einberufen will. Erst anschließend fand am Freitagabend die formelle Begrüßung in Peru im Präsidentenpalast in Lima statt. Dort rief Franziskus die Verantwortungsträger auf, mehr gegen Raubbau an der Natur, gegen Menschenhandel und Korruption zu tun. Als eine andere, „oft subtile Form der Umweltverschmutzung“ bezeichnete er die Korruption. Dieses „Virus“ habe viele Völker und Demokratien Lateinamerikas befallen.
Gottesdienst in Lima
Nach einem Gebet in der Kathedrale der peruanischen Hauptstadt Lima traf sich der Papst am Sonntagmorgen mit den Bischöfen des Landes. Danach feierte er am Stadtrand von Lima einen Gottesdienst vor einer gewaltigen Menschenmenge. Knapp 1,3 Millionen Menschen kamen auf das Gelände des Luftwaffenstützpunktes Las Palmas. Es war der mit Abstand meistbesuchte Gottesdienst seiner Lateinamerika-Reise. Dabei rief Franziskus die Menschen dazu auf, nicht mutlos oder gleichgültig zu werden. Die Lage in den Städten vielerorts könne die Menschen dazu verführen, sich zu verstecken und sich zu entziehen, warnte der Papst in seiner Predigt. Der Gottesdienst war zugleich der Schlusspunkt der knapp einwöchigen Chile- und Perureise des Papstes.
Interview
Voller Hoffnung
Der peruanische Priester Luis Zambrano ist seit 24 Jahren Pfarrer in Juliaca, im Hochland Perus. Der Leiter eines Menschenrechtsbüros und Projektpartner der Aktion „Sei so frei“ äußerte sich zum Papstbesuch in Peru. Wie war die Stimmung unter den Peruanern während des Papstbesuchs? Es herrschte Enthusiasmus, die Leute sind begeistert darüber, dass der Papst nach Peru kam. Es war hier ein bisschen ruhiger als in Chile, wo Kirchen in Brand gesteckt wurden. In beiden Ländern gibt es Probleme im Hinblick auf sexuellen Missbrauch durch Priester oder Laien in der Kirche. Ich denke, hier braucht es weniger Worte, sondern mehr Taten. Die Verantwortlichen müssen verurteilt werden.
Wie schätzen Sie das Treffen des Papstes mit den Indigenen ein? Das war eine wichtige Entscheidung, denn die Völker Amazoniens werden nicht geschätzt. In Puerto Maldonado, wo der Papst auch war, zerstören die Abholzung der Wälder und der illegale Minenabbau den Lebensraum der Leute. Es braucht die Verteidigung ihrer Rechte. Die geplante Amazonas-Synode 2019 ist ein Segen. Wir sind voller Hoffnung.
Woran leidet das Volk in Peru? Die Armut ist groß. Generell ist das Land gespalten, es gibt krasse Gegensätze zwischen Arm und Reich; auch in der Politik haben wir eine Krise zwischen Gegnern und Anhängern des ehemaligen Diktators Alberto Fujimori. Und die Korruption ist ein Übel.