Der Esel Fridolin hilft den Kindern in St. Isidor, sich auf Kontakte einzulassen und Verantwortung zu übernehmen
Ausgabe: 2009/04, Esel, Fridolin, Kinder, St. Isidor, Kontakt, reiten, Spielzeug
21.01.2009
- Ernst Gansinger
Caritas f?r Menschen mit Behinderung, St, Isidor, Hippotherapie, Esel Fridolin, Barockesel, seltene Rasse, von der es in ganz Europa nur noch 70 Tiere gibtTiere unterst?tzen Erziehung und Therapie, psychisch beeintr?chtigte Kinder, Isl?nder, Pferd, R
Es dauert noch ein bisschen, bis der Esel Fridolin aus der Koppel herausgeführt wird. Die Kinder können es kaum erwarten. Sobald die Leiterin des Integrativen Reitzentrums St. Isidor, Rolanda Fassl, das Tor öffnet, drängen sie sich um Fridolin.
Fridolin ist ein Barockesel. Von dieser Art gibt es in ganz Europa nur noch etwa 70 Tiere. Er wurde auf der Bio Noah Farm in Vöcklamarkt gezüchtet, die sich zur Aufgabe gemacht hat, seltene Haustier-Rassen zu erhalten, unterstützt vom Land Oberösterreich. Ende August 2008 ist Fridolin nach St. Isidor, in die Einrichtung der Caritas für Menschen mit Behinderungen, gekommen. Das Land hat ihn Isidor geschenkt. Der Esel ist jetzt eineinhalb Jahre alt.
Der Esel steht und schaut. Warum ein Esel zusätzlich zu den zehn Therapiepferden in St. Isidor? Rolanda Fassl erklärt, dass sich Esel anders verhalten als Pferde. Pferde haben ein ausgeprägtes Fluchtverhalten. „Der Esel steht zuerst und schaut, hat eine höhere Toleranzgrenze.“ Dies ist besonders im Umgang mit Kindern, vor allem mit psychisch stark beeinträchtigten und verschlossenen Kindern, die es schwer haben, Kontakt aufzunehmen, ein wichtiger Charakterzug. Gerade Missbrauchsopfer haben hier große Probleme. Tiere können in der Überwindung dieser Erlebnisse eine gute Unterstützung leisten. „Iah!“, sagt der Esel – iah! – im Auftrag der Therapie.
Nicht zum Reiten. Fridolin ist nicht als Reittier gedacht, sondern wird in der Erlebnispädagogik eingesetzt. Die Betreuerinnen gehen mit den Kindern zu Fridolin in die Koppel. Die Kinder misten aus, putzen den Esel und füttern ihn. Und sie gehen mit ihm spazieren. In seiner Satteltasche nimmt Fridolin die Jause für die Rast mit.
Kein Spielzeug. Tiere spielen eine besondere Rolle in der Therapie und in der Pädagogik. Sie werten nicht. Einem Tier ist es egal, welche Beeinträchtigung jemand hat, erläutert Rolanda Fassl. Es wird nur artgerecht reagieren. Geht jemand auf ein Tier zu, nimmt das Tier zuerst Kontakt auf. „Da wird nichts zerredet!“ Die Kinder merken an der Körpersprache der Tiere schnell, ob es passt, wie sie mit dem Tier umgehen. Tiere sind für Kinder eine Bereicherung, sagt Rolanda Fassl. Sie können Seelenpartner sein. „Die Kinder lernen Verantwortung zu übernehmen.“ Es liegt aber an den Eltern zu steuern, denn Tiere sind kein Spielzeug!
Zur Sache
Helfende Pferde
In St. Isidor ist nicht nur der Esel Fridolin als tierischer Helfer im Einsatz, sondern es helfen vor allem zehn Pferde in drei Einsatzfeldern: in der Hippotherapie, im Behindertenreiten und im heilpädagogischen Voltigieren. In der Hippotherapie ist das Pferd für schwerstbeeinträchtigte Kinder und Jugendliche „Physiotherapeut“. Heilpädagogisches Voltigieren geschieht in der Gruppe, es ist Turnen am Pferd. Das Behindertenreiten ist Freizeit- und Sportangebot.