Pilger sind friedliebend. Niemand käme nur im entferntesten auf die Idee, sich eine Waffe einzustecken, wenn er auf Wallfahrt geht. Bei der Diözesanpilgerfahrt in der vergangenen Woche nach Rom war das anders. Da hat eine Patrone die weite Reise mitge-macht. Sehr zum Schrecken seines Besitzers, als er am zweiten Tag der Wallfahrt in der Früh bemerkte, was er in der Rocktasche mit sich trug. Doch auch die Mitreisenden erschraken. Wie konnte die Jagdmunition – die Hülse aus Messing, das Geschoß aus Kupfer – am Flughafen unentdeckt bleiben? Kein gutes Zeugnis für die angeblich so peniblen Sicherheitskontrollen. Wie die Patrone in die Rocktasche von Alois M. kam, war rasch geklärt: Er holte aus seiner Jagdhose den Rosenkranz und ein Taschentuch und steckte beides in das Sakko, das er für die Reise nach Rom anzog. Im Taschentuch hatte sich die Patrone versteckt. Den Eröffnungsgottesdienst in den Callistus Katakomben konnte sie noch – unentdeckt – mitfeiern, in den Petersdom nahm er sie tags darauf dann nicht mehr mit. Da man eine Patrone nicht in einem Mistkübel entsorgen kann, musste sie auch wieder die Heimreise antreten – diesmal im Koffer, was zwar auch unerlaubt ist, aber ebenfalls unentdeckt blieb. ئ