Ich stehe vor einer schwarz bemalten Tafel. Ein paar andere stehen mit mir da, ratlos. Immerhin befinden wir uns in der Studiensammlung der Diözese Linz, die etwa 1300 Exemplare der Diözesankunst aufbewahrt. Wir sollen näher treten, werden wir aufgefordert. Genauer schauen! Was sehen wir? – Wir sehen weiter schwarz. Nein, da bemerkt jemand, dass im Schwarz kleine weiße Sprenkel sind. Wir, das sind eine Handvoll katholischer Journalisten. Zum Genauer-Schauen lädt uns der diözesane Kunstreferent und Diözesankonservator MMMag. Hubert Nitsch ein. Und er fordert uns auf, darüber zu reden, was wir sehen.Woran erinnert das Bild? Woran erinnert es mich? An nichts, an absolute Leere, an Hoffnungslosigkeit. – Das Bild beginnt zu arbeiten. Es löst etwas aus. – „Kunst muss etwas auslösen können“, sagt Nitsch. Und er erläutert, dass der Künstler über ein ursprünglich Dagewesenes so lange schwarz drübergemalt hat, bis das Dagewesene nicht mehr da war. Ein Karfreitagsbild! Mit Kunst müssen wir uns immer auseinandersetzen, sagt der Kunstreferent. Mit Kunst und mit uns selbst. Die Kunst lädt uns ein, „zu schauen, schauen, schauen“ – und zu entdecken. Dann wird Schwarz zu einer großen Botschaft. Sie hat mit mir zu tun.