Theologie zu studieren bedeutet für Studenten vor allem eines: nüchterne Wissenschaft. Dass im Lernstress-Alltag junger Menschen Glaube und Gemeinschaft nicht zu kurz kommen, dafür sorgt das „Zentrum der Theologiestudierenden“.Schon beim Betreten der Räumlichkeiten merkt man die besondere Atmosphäre dieses Ortes, der „Zentrum“ genannt wird. Gemütliche Hauslatschen im Eingang fordern wortlos auf, sich schwerer „Straßen-Treter“ zu entledigen, eine Bar sowie Sitzgruppe und Klaviereckelassen einen hier schnell heimisch werden. Mit Absicht: „Wir wollen sowohl Wohnzimmer zum Wohlfühlen als auch Ort für intensive religiöse Erfahrungen abseits der Uni sein“, erklärt Ausbildungsleiter und Zentrums-„Chef“ Alois Giglleitner das Konzept.
Leben in seiner Buntheit. Zusammen mit einem Team aus Studierenden erarbeitet er jedes Semester ein Programm. Der Bogen der Zentrums-Veranstaltungen spannt sich von Meditationszeiten im Gebetsraum bis zu Podiumsdiskussionen und Filmabenden. Beten, Lachen und Diskutieren – alles hat seinen Platz in den 210 m2 großen Räumlichkeiten in der Dametzstraße 29, unweit der Katholisch-Theologischen Privatuniversität. Die Notwendigkeit und Bedeutung eines „Zentrums für Theologiestudierende“ verdeutlichen die Student/innen im Gespräch mit der KIZ selbst: „Mein Glaube kommt im Studium viel zu kurz, weil da nur auf Wissenschaft Wert gelegt wird. Außer viel Theorie erlebst da nix“, so eine Studentin. Viele der Studierenden freuen sich daher auf das Taizé-Gebet am Donnerstagabend. „Das gemeinsame Beten und Singen gibt mir viel und es gehört zu meiner Wochengestaltung dazu“, meint Maria Magdalena Frauscher.
Ort für Gespräche. Aber nicht nur die religiösen Veranstaltungen erfreuen sich regen Interesses: „Über Gott und die Welt – ich kann einfach mit Studienkolleginnen über alles reden. Mit den ehemaligen Schulkolleginnen kann man das weniger“, erklärt Elisabeth Greil ihre Leidenschaft für das „Zentrum“. Einen anderen Aspekt des Zentrumsangebotes hebt Stephanie Steininger hervor: „Ich mag vor allem die Einblicke in kirchliche Berufe. Prägend war da ein Krankenhausseelsorger, der im Zentrum über seine Aufgaben erzählt hat.“
Vielfältige Formen der Berufung. Mit 220 Theologiestudierenden an allen Fakultäten Österreichs steht Giglleitner in Kontakt und begleitet sie auf ihrem Weg zu einem kirchlichen Beruf in der Diözese Linz – in den meisten Fällen in der Schule oder Pfarre. Wie junge Menschen heute zum Theologiestudium finden, fasziniert den 47-jährigen Laientheologen selbst immer wieder: „Rund die Hälfte der Studierenden arbeiten ohnehin schon in ihren Pfarren mit und sind so auf den Geschmack eines kirchlichen Berufes gekommen.“ Es gibt aber auch moderne – kuriose – Berufungsgeschichten: Ein Student hatte auf der Suche nach dem idealen Beruf den Online-Test des AMS (Arbeitsmarktservice) durchgeführt. „Mit dem Ergebnis, dass auf einmal Theologe aufgeschienen ist“, schmunzelt Giglleitner. Die Entscheidung war getroffen.