Mit kleinen Kindern beten - 5. Teil (Schluss der Serie)
Ausgabe: 2009/47, Glaube, Kinder, Gott, beten, Mit kleinen Kindern beten, Geborgenheit, Moral, Glaube, Kind
18.11.2009
Kinder leben keineswegs in einer heilen Kinderwelt. Sie machen täglich Erfahrungen, die mit intensiven Gefühlen verbunden sind und mit denen sie sich auseinandersetzen müssen. Auch Kinder, die sehr behütet aufwachsen, erleben Ängste: Trennungsängste, Angst in der Dunkelheit, auch Entwicklungsschübe lösen oft Ängste aus. Von der Geburt bis zum Schuleintritt macht ein Kind unwahrscheinlich viele Schritte in Richtung Selbstständigkeit. Dieser Weg ist eine große Aufgabe, denn er bedeutet die beschützende Nähe der Mutter zu verlassen und sich aufzumachen in die Welt, die noch ein unbekanntes Land ist.
Gebete, die dem Kind die bergende und beschützende Nähe Gottes zusprechen, können es auf seinem Weg begleiten und unterstützen. Im Beten kann dem Kind immer wieder zugesagt werden, dass Gott es segnet und beschützt. Die in Kindergebetbüchern angebotenen Gebete sind in ihrer Qualität sehr unterschiedlich. Die ersten Gebete sollten wir danach auswählen, ob sie von der liebenden Nähe Gottes sprechen.
Geborgenheit „lernen“. Aus der Montessori-Pädagogik wissen wir, dass es in der Entwicklung Zeiten gibt, die besonders günstig sind, um etwas Bestimmtes zu lernen. Anknüpfend an die Pädagogik Montessoris hat Sofia Cavaletti in Italien die „Katechese des Guten Hirten“ aufgebaut, ein Modell für die religiöse Erziehung von Klein- und Vorschulkindern. In diesen Einrichtungen geht man davon aus, dass das Kleinkind- und Vorschulalter die beste Zeit ist, um zu „lernen“ sich bei Gott geborgen zu wissen, ein positives Gottesbild aufzubauen, in eine vertrauensvolle Beziehung hineinzuwachsen.
Sagen wir dem Kind schon sehr früh, dass Gott dies und jenes nicht möchte, dass es dies und jenes tun muss, damit Gott zufrieden ist, wird sich das negativ auf das Gottesbild auswirken. Gott ist dann jemand, der vieles verbietet, der kontrolliert, der ständig etwas will und es ist aussichtslos, diesen Forderungen immer gerecht zu werden.
Mit der moralischen Erziehung warten. Sofia Cavaletti empfiehlt daher mit der moralischen Erziehung erst im Schulalter zu beginnen. Wenn das Kind eine vertrauensvolle Beziehung zu Gott aufgebaut hat, hat es eine gute Grundlage für die weitere religiöse Entwicklung. Es wird dann leichter verstehen können, dass moralisches Handeln eine Hilfe ist für ein gutes Leben.
Natürlich muss ein kleines Kind lernen, dass es nicht alles tun darf, dass es Regeln und Grenzen gibt und auch Konsequenzen, sollten Regeln und Grenzen verletzt werden. Dies hat aber (noch) nichts mit Gott zu tun. Wir sollten uns bemühen das kindliche Handeln nicht mit Gott in Zusammenhang zu bringen, sondern dem Kind die bedingungslose Liebe Gottes nahebringen. Wir sollten uns nicht scheuen, dem Kind zu sagen: Was immer du auch tust, Gott mag dich. Du musst keine Angst haben, er ist immer gut zu dir.
Am Anfang des christlichen Glaubens stand das heilende Handeln Gottes an uns. Und bei den ersten Schritten eines Kindes in ein christliches Leben darf es darum gehen, den menschenfreundlichen Gott kennen zu lernen und eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Wenn wir uns dies vor Augen halten, werden wir unseren Kindern etwas ganz Entscheidendes mit auf ihren Weg geben.
Gabriele Doblhammer, verheiratet und Mutter von zwei Kindern, arbeitet mit Eltern-Kind-Gruppen zu Themen religiöser Erziehung und Kinderbücher.
BUCHTIPP: Regine Schindler, Im Schatten deiner Flügel. Psalmen für Kinder. Illustriert von Arno. Patmos, Düsseldorf 2008 (3. Auflage), Euro 15,40.
Ich gehöre zu Mama und Papa, ich bin nicht allein. Ich gehöre zu dir, Gott, ich bin nicht allein.
Gott, deine Hand, die reichst du mir, sicher und beschützt bin ich bei dir. An deiner Hand entdecke ich die Welt, die mir so gut gefällt.