Vielfältig, bunt, abwechslungsreich und es ist schön, vor Ort bei den Menschen zu sein – so beschreiben beinahe wortgleich viele Pfarrsekretär/innen ihre Aufgabe. Die Arbeit in der Pfarrkanzlei ist für die allermeisten sehr erfüllend, doch die Anforderungen steigen stetig.
Die Pfarrsekretär/innen sind häufig für viele Menschen – oft nach langer Zeit wieder der erste und manchmal auch der letzte Eindruck, den sie von der Kirche bekommen. Wenn nach einem tragischen Todesfall ein Begräbnis zu vereinbaren ist, wenn es bei Krisen und Problemen um die Vermittlung von Beratungsstellen geht oder wenn jemand wegen eines Kirchenaustritts kommt – in allen Fällen ist das nötige Gespür wichtig, sagt Rosa Kuttner, Pfarrsekretärin in Freistadt und im Vorstand der Berufsgemeinschaft der Pfarrsekretär/innen: „Auch wenn jemand im Begriff ist, von der Kirche auszutreten, möchte ich ihm im Pfarrbüro ein positives Bild von Kirche vermitteln.“ Das unterstreicht auch Guiseppe Preims aus Bad Ischl, einer der wenigen Männer unter den Pfarrsekretär/innen: „Jeder Mensch, der in das Pfarrbüro kommt, soll das Gefühl haben, dass wir uns um sein Anliegen ehrlich bemüht haben und dass er höflich behandelt wurde.“ Auf die Stärkung der Fähigkeit zur Kommunikation wird deshalb bei den Jahrestagungen großer Wert gelegt.
Erreichbare Pfarre. Rosa Kuttner verschweigt aber die steigenden Belastungen nicht: „Priestermangel und diözesane Sparmaßnahmen wegen der vielen Kirchenaustritte – auf Pfarrsekretär/innen kommt sehr viel zu.“ Das erlebt auch Brigitte Pfaffenhuemer in Leonstein: „Ich muss vieles sehr rasch entscheiden, wichtig ist dabei, dass ich mit unserem Pfarrer P. Gabriel in Kontakt komme.“ Der lebt im 17 km entfernten Stift Schlierbach und hat dort in Schule und Kloster eine Reihe von Verpflichtungen, sodass das gar nicht immer einfach ist. „Wir können uns aber aufeinander verlassen“, sagt Pfaffenhuemer, darum funktioniert das. Durch ein „Dienst-Handy“ stellt die Pfarrsekretärin die Erreichbarkeit für die Menschen der Pfarre sieben Tage die Woche hindurch sicher – zusätzlich zu den 15 Wochenstunden, die sie angestellt ist. Das ist eine weitere, ganz wichtige Aufgabe für sie.
Mehrere Pfarren. Eine neue Entwicklung im Bereich von Pfarrsekretariaten ist die Zuständigkeit einer Person für mehrere Pfarren. Theresia Wolkerstorfer gehört zu den Pionierinnen. Seit drei Jahren arbeitet sie zusätzlich zu St. Peter/Wimberg und Niederwaldkirchen auch in den benachbarten Pfarren Herzogsdorf und St. Gotthard. Sie konnte damit ihr Anstellungsausmaß aufstocken, und die beiden Pfarren, wo sie neu tätig wurde, bekamen eine eingearbeitete Sekretärin. Dieser Trend wird zunehmen, meint Martin Nenning von der Diözesanfinanzkammer.
Ordinariatskanzler Johann Hainzl präsentiert bei der Jahrestagung mit Rosa Kuttner (von links), Amalia Aigner und Rosalinde Idinger den neuen Wegweiser zur Matrikenführung (Taufbuch, Totenbuch ...). Er dankt den Pfarrsekretär/innen für die Führung der pfarrlichen Bücher: „Gut geführte Matriken helfen auch, eine Gemeinschaft zusammen zu halten und lebendig zu erhalten.“
Zur Sache
Pfarrsekretär/innen
Die Berufsgemeinschaft der Pfarrsekretär/innen der Diözese Linz hielt am 15. und 16. März 2011 im Bildungshaus Schloss Puchberg ihre Bildungstage und ihre Vollversammlung der Arbeitsgemeinschaft ab. So viele wie noch nie, 153 Frauen und sieben Männer, nahmen an der Zusammenkunft teil. Insgesamt sind in der Diözese 323 Pfarrsekretär/innen – in den allermeis-ten Fällen Teilzeit – beschäftigt
Geistliche Begleiterin. Zur ersten geistlichen Begleiterin der Berufsgemeinschaft der Pfarrsekretär/innen wurde Martha Leonhartsberger ernannt. Die Pfarrassistentin von Arbing versteht sich als Ansprechpartnerin in allen Fragen, mit denen man nicht gleich zu dem dienstvorgesetzten Pfarrer kommen will. Sie möchte auch einen Beitrag zu einer Klarheit des Berufsbildes leisten. Auf die Pfarrsekretärin fällt vieles zurück, wenn ein Pfarrerwechsel zu bewältigen ist oder im Zuge dessen kein Priester mehr vor Ort wohnen wird, weiß sie aus Erfahrung: „Die Pfarrsekretär/innen dürfen nicht zum Stopfen von Löchern in der Pastoral eingesetzt werden.“ Leonhartsberger sieht sich als Anwältin gegen Überforderung: „Pfarrsekretär/innen müssen für die Erstansprache in vielen Fragen gerüstet sein, und das fordert große Kompetenz. Man darf sie aber nicht mit Aufgaben belasten, die Seelsorger/innen benötigt.“