Die Menschen „glaubten an den Völkerbund, an die Friedensverträge wie Kranke an Medizin mit schönen Etiketten.“ So schreibt Stefan Zweig in „Die Welt von Gestern“ von der Stimmung vieler seiner Freunde in Österreich in den Monaten und Wochen vor Hitlers Einmarsch in Österreich.
15. Februar 1938. In Wien tagen die Landesleiter der Vaterländischen Front. Schuschnigg auf die Frage, wie er nach dem Treffen mit Hitler die Lage einschätze: „Es steht uns ein Wahnsinniger gegenüber, und wenn diese Macht nicht gebändigt wird, geschieht etwas Furchtbares.“ (aus: „Heinrich Gleißner“, von Franz X. Rohrhofer, aus dem Buch „Die Eingliederung Vorarlbergs in das Deutsche Reich“ zitierend) 20. Februar 1938. In einer Rede vor dem Deutschen Reichstag sagt Adolf Hitler: „Ich möchte an dieser Stelle vor dem deutschen Volk dem österreichischen Bundeskanzler meinen aufrichtigen Dank aussprechen für das große Verständnis und die warmherzige Bereitwilligkeit, mit der er meine Einladung annahm und sich bemühte, gemeinsam mit mir einen Weg zu finden, ... Ich glaube, dass wir damit auch einen Beitrag zum europäischen Frieden geleistet haben.“
24. Februar 1938. Als Antwort auf Hitlers Rede hält der österreichische Bundeskanzler vor dem Bundesrat eine vom Rundfunk übertragene Gegenrede. An deren Schluss betont er: „Österreich ist lebensfähig und zum Leben gewillt. Freiwillig wird es nie abdizieren (= abdanken, Anm. d. Red.). Unsere Parole bleibt: ‚Rot-weiß-rot bis zum Tod!‘“
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