Der TodDer Tod eines Kindes zählt zu den schlimmsten Verlusterfahrungen, die Eltern und Geschwistern widerfahren. Das ganze Leben ist erschüttert. Nichts ist mehr, wie es war ...
... und doch geht das Leben einfach weiter. Für die Betroffenen tut sich eine Kluft auf, die sie alleine oftmals nicht überspringen können. „Betroffene Eltern erleben fast immer einen massiven Gefühlseinbruch. Dazu gehören Schock, Verzweiflung, Wut, tiefe Traurigkeit, immer wiederkehrende Gedanken, die darum kreisen, wie das Schreckliche vielleicht doch hätte vermieden werden können“, beschreibt Dr. Gerhard Waibel die Gefühlswelt der Angehörigen und ergänzt: „Der Tod eines Kindes ist eine umfassende Erschütterung der ganzen Person und des ganzen Familiensystems. Deshalb brauchen neben den Eltern z. B. auch Mitgeschwister, im weiteren Sinn auch Großeltern viel Aufmerksamkeit.“
Menschen, die ein ähnliches Schicksal erlitten haben, können diese tiefe Verzweiflung am ehesten nachfühlen. Selbsthilfegruppen für trauernde Eltern bieten die Chance miteinander ins Gespräch zu kommen und die Trauer so zu bewältigen, dass die tiefe Wunde des Verlustes nach und nach heilen kann. Waibel will im Seminar „Eltern trauern um ihr Kind“ Wege der Bewältigung aufzeigen und mit den Teilnehmer/innen Kraftquellen entdecken, die Trost und Hoffnung wachsen lassen. „Bei der Trauerarbeit hilft es, wenn Menschen da sind, die die Betroffenen so bejahen, wie sie sich gerade jetzt fühlen. Sich gemeinsam an das Kind erinnern, über diese Erinnerung sprechen dürfen, das ist oft heilsam“, sagt Waibel.
Ohnmacht aushalten
Wie können Angehörige und Freunde als Stütze erlebt werden? Es zeigt sich im Alltag, dass „Menschen manchmal nicht wissen, was sie Betroffenen sagen sollen“, meint Waibel. Rückzug von den Trauernden dürfe dann nicht dieFolge sein. Es gehe aber nicht darum große Worte zu finden. Waibel dazu: „Wir sind alle in dieser Situation ein Stück ohnmächtig. Aber wenn wir diese Ohnmacht gemeinsam aushalten, erleben wir nicht selten, dass Trost entsteht, dass wir aus der Angst gerissen werden. Das macht Mut und gibt unseren Beziehungen Wärme und Tiefe.“
Trauer
Mein erster Gedanke nach dem Verlust war, dass nun die äußere Welt sich auf der Stelle verändern und stillstehen müsste. Es war unerträglich für mich, als ich sah, dass sich nach außen hin nichts verändert hat und in mir nur noch „Dunkelheit und Wüste“ war. Ich bin ganz tief unten gewesen und habe gedacht, dass es für mich kein sinnerfülltes Leben mehr geben könnte. ...
Aber die Tatsache, dass mein Sohn ein sehr lebensbejahender und fröhlicher Mensch war und ich überzeugt davon war, dass er mich nicht in diese Depression bringen wollte, hat mir geholfen, die beiden für mich zusammengehörigen Elemente „Freud und Leid“ wiederzusehen. ... Es ist mir wichtig, das mein verstorbener Sohn bei Festen nicht ausgelassen wird und die Trauer ihren Platz bekommt.
Aus: Mülleder, Josefine, Weiterleben nach dem Tod eines Kindes, Selbsthilfegruppe für trauernde Eltern Linz. Zu beziehen bei: ursula.leithinger@gmx.at