Wort zum Sonntag
Mehr als 2.000 Besucher:innen feierten am Sonntag, 28. April bei einem Festgottesdienst mit Bischof Manfred Scheuer das Jubiläum der Domweihe.
Genau auf den Tag genau vor hundert Jahren wurde der Altar des Mariä-Empfängnis-Doms in aller Frühe geweiht. Mehr als sechs Jahrzehnte wurde zuvor am Dom gebaut. Dem Initiator, Bischof Franz Josef Rudigier, sei es gelungen, den Dom und die Kirche Oberösterreichs auf vielen Ebenen aufzubauen, sagte Bischof Manfred Scheuer in seiner Predigt. Rudigier habe es geschafft, viele mit ins Boot zu nehmen.
Bischof Manfred Scheuer bei der Festpredigt im Jubiläumsgottesdienst.
Freilich verwies Scheuer auch auf die Kulturkämpfe, die sich Rudigier mit seinen liberalen Zeitgenossen geliefert hatte. Zu einer besonderen Erwähnung in Scheuers Predigt kam der Kabarettist Günther Lainer, der gesagt hatte: „Ich wünsche überhaupt der Kirche, dass sie sich, wie der Dom auch heißt – der Neue Dom – auf das Neue einlässt, und dass sie neugierig bleibt.“
Der Bischof dankte allen, „die sich in den vergangenen Jahren für die Domrenovierung eingesetzt haben und die das Leben in den Grundvollzügen Glaube, Hoffnung und Liebe tragen und gestalten. Ihr alle seid Dombaumeister!“ Denn dazu sei der Dom da: „Damit mehr Freude, mehr Vertrauen, mehr Hoffnung und mehr Liebe in die Welt kommt.“
Selbstverständlich durfte ein Hinweis von Bischof Scheuer auf die Motette „Locus iste“ nicht fehlen, die von Anton Bruckner für die Weihe der Votivkapelle 1869 komponiert worden war. Der Dom erscheint darin als „dieser Ort, der von Gott geschaffen ist“. Im Anschluss an die Predigt sang der Domchor diese Motette. Die Dommusik unter der Leitung von Domkapellmeister Andreas Peterl und Domorganist Wolfgang Kreuzhuber an der Rudigierorgel gestaltete die Feier musikalisch sehr eindrucksvoll mit der Messe in d-Moll von Anton Bruckner. Mit einem Festakt am Domplatz fand der Jubiläumsgottesdienst seinen Abschluss.
Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger hob die Bedeutung des Domplatzes als Ort der Begegnung hervor und als Stätte, die den Dom als Wahrzeichen der Stadt ins Zentrum rückt. Landeshauptmann Thomas Stelzer bezeichnete den Dom als Identifikationsmerkmal für das ganze Land: „Der Dom ist eine Manifestation der Gemeinschaft und eine Aufforderung, immer wieder das Miteinander zu versuchen.“ Für den Landeshauptmann ist der Dom „ein guter Platz zum Bitten für das Miteinander und zum Danken, dass wir in einem Land wie Oberösterreich zu Hause sein dürfen“.
Der „Tag des offenen Doms“ zog tausende Menschen an, das neu eröffnete Domcenter scheint bereits ein beliebter Treffpunkt zu sein.
Am Tag vor dem Jubiläumsgottesdienst wurde der „Tag des offenen Doms“ begangen und gestürmt. Martina Noll vom Team „Pro Mariendom“ berichtete, dass 1.000 Zählkarten für die Führungen ausgegeben wurden. Trotzdem waren die Karten schon am Samstagvormittag alle vergeben. Die Turmbesteigungen, Führungen mit Dompfarrseelsorgerin Stefanie Hinterleitner und Kurzführungen waren sehr begehrt.
Regisseurin und Choreografin Christina Maria Krenn konzipierte eigens für das Jubiläum schrittWeise-Rundgänge, die zu sonst nicht zugänglichen Orten im Dom führten. Start war in der Bischofssakristei. Es ging tief hinunter in die Krypta und hoch hinauf auf die Galerie und den Dachboden. Am Weg fokussierten glitzernde Installationen, der Duft frischer Blumen und Live-Tanz und -Musik die Sinne auf Wesentliches.
„Uns war wichtig, dass die Rundgänge von erfahrenen Domguides begleitet werden, die mit ihrem persönlichen Zugang zur Bischofskirche und ihrem reichen Wissen für Fragen zur Verfügung stehen können“, erzählt Krenn. Sie lädt ein, dieses spezielle Angebot am 8. Juni beim Dom-Familientag auszuprobieren.
Bunte Kirchenfenster, prachtvolle Blumen und interessant riechende Duftsteine entstanden beim Kinderprogramm am Domplatz, welches die Katholische Jungschar organisiert hatte. Die Hüpfkirche wurde von Scharen von Kindern belagert.
Die Kinder kamen am Domplatz voll auf ihre Rechnung.
„Magic Priest“ Gerd Smetanig verblüffte bei seiner Zaubershow Jung und Alt. Mit Sprüchen wie „Ihr glaubt das nicht? Seid ihr nicht katholisch?“ hatte der Braunauer Pfarrer die Lacher auf seiner Seite.
Frauen- und Familienbilder gibt es im Dom viele. Mit der Veranstaltungsreihe „DonnaStage“ wird dem nachgegangen, die Domfrauen haben am Samstag den Anfang gemacht. Über 25 Frauen erzählten ihre Glaubens- und Lebensgeschichte – mit je eigenem Hut und an verschiedenen Plätzen im ganzen Dom verteilt.
Einen besonderen Ort hat Domfrau Isabella Unfried gewählt: einen Beichtstuhl.
Am Jubiläumswochenende „100 Jahre Mariendom“ hat auch das neue Domcenter eröffnet. Die Anlaufstelle für Besucher:innen und das Kaffeehaus haben täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Das seit Jahren steigende Interesse am Mariendom hat es notwendig gemacht: eine professionelle Informationsdrehscheibe, die als Treffpunkt für Domführungen, als Kartenverkaufsstelle und als Empfangsbereich für Veranstaltungen im Dom und am Domplatz dient.
Das Domcenter bietet eine gemütliche Atmosphäre.
Vom Domcenter aus gelangt man in die östliche Turmkapelle, wo besondere liturgische Geräte virtuell zu bestaunen sind, und weiter in den Mariendom. Der neue Zubau an den Dom ist aber auch ein Ort zum Verweilen. Das Rösterei-Café am Dom von Kurt Traxl lädt ein, Kaffee, Mehlspeisen und Snacks zu genießen.
Vom Domcenter aus führt ein Durchgang in die östliche Turmkapelle, in der liturgische Geräte in digitaler Aufmachung zu bestaunen sind.
Der Mariendom ermöglicht vielen Menschen Raum zur Gestaltung und Entwicklung. Genau das bildet auch die Festschrift „Der Mariendom Linz“ ab, die am 26. April im neuen Domcenter präsentiert wurde.
Was wäre ein Dom ohne die Menschen, die hier beten, singen, arbeiten und für den Erhalt der größten Kirche Österreichs sorgen? Die Festschrift wollte möglichst vielen Engagierten und Beteiligten eine Stimme geben und ihre Geschichten, ihre Sichtweisen zu Wort kommen lassen. Wie der Dom lädt die Festschrift in gelungener Aufmachung zum Schauen und Staunen ein (Fotos: Volker Weihbold), machte Akteure sichtbar und Geschichte lebendig. Glaube, Gesellschaft, Kunst und Kultur wurden hereingeholt.
Präsentiert wurde auch Heft 2 „Der Linzer Mariendom“ der Österreichischen Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege. Die besonderen Ausstattungselemente wie Glasfenster und Mosaiken wurden dabei in den Fokus gerückt.
Bei der Präsentation (v. l. n. r.): Verleger Helmut Wagner, Redaktionsleiter Josef Wallner, Dompfarrer Maximilian Strasser, Fachdirektorin BDA Petra Weiss, Prof. Anna Minta, KU und Bischofsvikar Johann Hintermaier.
Wort zum Sonntag
Turmeremitin Birgit Kubik berichtet über ihre Woche in der Türmerstube hoch oben im Mariendom Linz >>
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