Von einer Frau, die noch dazu aus einem anderen Land kommt, einen anderen Glauben und eine andere Kultur hat, von dieser Frau lässt sich der Sohn Gottes in ein Gespräch verwickeln und berühren. Heilung - sie ist für alle da.
Ausgabe: 2017/33
14.08.2017
Wort zum Sonntag
Lernen und sich berühren lassen
Das Sonntagsevangelium ist fast unerträglich. So menschlich – im durchaus auch negativen Sinn – wird Jesus sonst nirgends dargestellt. Stur und verbohrt weigert er sich der Frau zu helfen, weil sie keine Jüdin ist. Die Frau lässt nicht locker. Ihre Tochter ist schwer krank und sie ist überzeugt, dass Jesus ihr helfen könnte. Sie spricht ihn sogar mit dem jüdischen Ehrentitel an: Sohn Davids. Doch sie kriegt nicht einmal eine Antwort. Die Frau bleibt ebenfalls stur. Sie schreit hinter ihm her. Es wird langsam lästig und peinlich. Er sei für sie nicht zuständig. Punkt. Jesus hat die Frau unterschätzt. Sie kniet vor ihm nieder und fleht ihn an um Hilfe. Jesu Antwort ist nichts anderes als verletzend und diskriminierend. Er könne das Brot nicht den Kindern Israels wegnehmen und den Hunden vorwerfen. Ich komme an dieser Stelle nicht vorbei, ohne an manche ausländerfeindliche Postings denken zu müssen. Es ist tatsächlich fast unerträglich. Die Frau muss in höchster Verzweiflung sein. Sie glaubt, dass er ihr helfen könnte. Stattdessen wird sie von ihm derart erniedrigt. Die Verzweiflung macht sie aber stark und noch hartnäckiger. Und beschlagen! Ihre Antwort sitzt: Sogar die Hunde kriegen Brotreste vom Tisch ihrer Herrn. Nur du willst mich verhungern lassen. Und das, weil sie keine Jüdin ist. An dieser Stelle hätte ich gerne einmal Jesu Gesicht gesehen. Die Antwort aber ist voll Hochachtung. „Frau, dein Glaube ist groß.“ Und die Tochter wurde geheilt. Wir kommen nicht daran vorbei: Jesus hat gelernt und das von einer Frau. Er hat sich von ihrer Verzweiflung berühren lassen und das hat ihn verändert. Vielleicht musste dem Menschen Jesus die Nichtjüdin erst bewusst machen, dass sein Brot für alle da ist. Eine gewaltige Ohrfeige für alle verbohrten Fundis oder religiösen Machos. Der Sohn Davids ist spätestens da zu den Menschen herabgestiegen.
Zum Weiterdenken
Wo liegen meine „unerschütterlichen“ Überzeugungen? Gerade dort ist es schwer, sich von Anderen berühren und vielleicht sogar in Frage stellen zu lassen.
20. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr A, 20. August 2017
Evangelium
Matthäus 15, 21–28
Jesus ging weg von dort und zog sich in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück. Und siehe, eine kanaanäische Frau aus jener Gegend kam zu ihm und rief: Hab Erbarmen mit mir, Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter wird von einem Dämon gequält. Jesus aber gab ihr keine Antwort. Da traten seine Jünger zu ihm und baten: Schick sie fort, denn sie schreit hinter uns her! Er antwortete: Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt. Doch sie kam, fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, hilf mir! Er erwiderte: Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den kleinen Hunden vorzuwerfen. Da entgegnete sie: Ja, Herr! Aber selbst die kleinen Hunde essen von den Brotkrumen, die vom Tisch ihrer Herren fallen. Darauf antwortete ihr Jesus: Frau, dein Glaube ist groß. Es soll dir geschehen, wie du willst. Und von dieser Stunde an war ihre Tochter geheilt.
1. Lesung
Jesaja 56, 1.6–7
So spricht der HERR: Wahrt das Recht und übt Gerechtigkeit, denn bald kommt mein Heil und meine Gerechtigkeit wird sich bald offenbaren! [...] Und die Fremden, die sich dem HERRN anschließen, um ihm zu dienen und den Namen des HERRN zu lieben, um seine Knechte zu sein, alle, die den Sabbat halten und ihn nicht entweihen und die an meinem Bund festhalten, sie werde ich zu meinem heiligen Berg bringen und sie erfreuen in meinem Haus des Gebets. Ihre Brandopfer und Schlachtopfer werden Gefallen auf meinem Altar finden, denn mein Haus wird ein Haus des Gebetes für alle Völker genannt werden.
2. Lesung
Römer 11, 13–15.29–32
Euch aber, den Heiden, sage ich: Gerade als Apostel der Heiden preise ich meinen Dienst, weil ich hoffe, die Angehörigen meines Volkes eifersüchtig zu machen und wenigstens einige von ihnen zu retten. Denn wenn schon ihre Zurückweisung für die Welt Versöhnung bedeutet, was wird dann ihre Annahme anderes sein als Leben aus den Toten? [...] Denn unwiderruflich sind die Gnadengaben und die Berufung Gottes. Denn wie ihr einst Gott ungehorsam wart, jetzt aber infolge ihres Ungehorsams Erbarmen gefunden habt, so sind auch sie infolge des Erbarmens, das ihr gefunden habt, ungehorsam geworden, damit jetzt auch sie Erbarmen finden. Denn Gott hat alle in den Ungehorsam eingeschlossen, um sich aller zu erbarmen.