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Sie war 1980 in Polen, als die Gewerkschaft Solidarnosc gegründet wurde, 1989 in Berlin, als die Mauer fiel und kurze Zeit später am Prager Wenzelsplatz, als die Samtene Revolution die Tschechoslowakei erfasste.
Die Journalistin Barbara Coudenhove-Kalergi „stolperte“ nach eigenen Angaben als 24-Jährige in die Männerdomäne Journalismus und wirkte für Medien wie „Die Presse“, den „Kurier“, das „profil“ und die Osteuroparedaktion des ORF.
Zeitzeugin war sie aber lange vorher schon, als sie 1945 mit ihrer Familie die Heimatstadt Prag zu Fuß verlassen musste. Coudenhove-Kalergi war Tochter des deutschsprachigen böhmischen Adels und lebt in Wien.
Von 1975 bis 1979 war sie mit dem Ex-Kommunisten Franz Marek verheiratet, den sie in ihrer Autobiographie „Zuhause ist überall“ als Liebe ihres Lebens beschreibt.
„Wir haben das Zusammenfinden von mehr Demokratie im Osten und mehr sozialer Gerechtigkeit im Westen herbeigesehnt“, erzählte sie in einem „Kurier“-Interview zur Veröffentlichung der Autobiographie.
Am 15. Jänner begeht die feinfühlige Intellektuelle ihren 90. Geburtstag.
Viele Jahre engagierte sie sich für die Flüchtlingshilfe der Caritas. Hohe Auszeichnungen wie der Dr.-Karl-Renner-Publizistikpreis oder der Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln waren ihr „immer auch ein bisschen peinlich“. Regelmäßig sind ihre Kolumnen im „Der Standard“ zu lesen, auch über die von Papst Franziskus angeregte Weltsynode.
„Mehr noch als die Missbrauchsskandale ... beschäftigt viele Katholiken die Tatsache, dass die Kirche für immer mehr Menschen einfach nicht mehr relevant ist.“
Da könnte eine Lebensweisheit von Coudenhove-Kalergi helfen: „Vielleicht wird man nicht gescheiter, aber man lernt dazu.“
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