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Joe Biden wird der 46. Präsident der USA. Entgegen den demokratischen Spielregeln hat Donald Trump seinem Kontrahenten nicht zum Wahlerfolg gratuliert, sobald das Ergebnis eindeutig war. Allein, überraschend ist das nicht. Trump muss immer gewinnen, so ist er gestrickt, wie sich unzählige Male gezeigt hat. Dass er an dieser Niederlage (hoffentlich) nichts ändern oder umdeuten kann, wird eine ziemlich neue und schlimme Erfahrung für ihn sein.
Während es nun unzählige Ferndiagnosen über Donald Trump hagelt, die ihm zumindest ungesunde Selbstverliebtheit bescheinigen, lohnt ein genauerer Blick auf jene Wähler/innen, die so ein Verhalten belohnen. Nicht zuletzt, da es kein rein US-amerikanisches Phänomen ist, dass Politiker/innen Erfolg haben, wenn sie jeden Fehler, jede Schwäche und jede Niederlage leugnen. Ein möglicher Erklärungsansatz ist, dass viele Menschen ihr persönliches Scheitern, in welchem Lebensbereich auch immer, dadurch kompensieren wollen. Sie wollen endlich auf der Siegerseite stehen, auch wenn für dieses Versprechen der Glaube an Halbwahrheiten und Lügen nötig ist. Auf der Strecke bleiben demokratische Tugenden, wie der faire Austausch von Meinungen, mit einem Gegner, den man nicht vernichten, sondern respektieren sollte. Letztendlich braucht eine funktionierende Demokratie gute Verlierer dringender als strahlende Sieger.
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