KOMMENTAR_
Manchmal wundere ich mich: Gerade vor Tagen, an denen Menschen gerne schenken, finden sich ganze Zeitungsbeilagen, die für Uhren werben. Zeitmessgeräte also. Man kann doch nicht ständig neue Uhren brauchen. An Uhren selbst dürfte wohl kaum Mangel herrschen. An dem, was sie messen vielleicht? An der Zeit? Das Dringliche, das ist die Zeit. Sie drängt. Zeit ist Geld in unseren Tagen. Sie kostet. Selbst grenzenlos – wer wüsste um Anfang und Ende? – ist sie für Menschen dennoch zum knappen Gut geworden. Man berechnet Leistung und Löhne nach Zeit, kalkuliert Preise nach Zeitaufwand. Sie geht dahin, sie eilt. Ereignisse überstürzen sich, überholen sich in der Zeit. Von „unserer Zeit“ spricht man – aber wem gehört sie wirklich? Wer hat Anspruch darauf? Manche kommen schwer mit. Sie fallen heraus aus der Zeit. Die Zeit drängt: Umwelt, Friede, Wirtschaft – überall ist es höchste Zeit. Aber: Wo die Zeit drängt, ist es der Mensch, der in Bedrängnis kommt. Vielleicht liegt es am ungeeigneten Maß, mit dem man Zeit bewertet: dass man ihren Wert mit Geld bemisst – und nicht bedenkt, dass Zeit stets geschenkte Zeit ist. Sie kommt und geht. Man muss sich nicht drängen lassen. Man kann sie dankbar erwarten, genießen und nutzen. Ruhig werden wird in der Zeit, wer nicht mit ihr geizt.
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