BRIEF_KASTEN
Die roten sind schon in Glas und Flasche. Die schwarzen brauchen noch ein paar Tage. In der Kindheit war sie die Hauptfrucht, die zu Marmelade verarbeitet wurde: die Ribisel. Sie zu ernten, war Kinder- und Frauenarbeit.
Eine sehr österreichische Frucht ist sie, was ihren Namen und die Art des Erntens betrifft. Würde man im Gasthaus Ribiselsaft bestellen, man würde schräg angesehen. Johannisbeersaft muss man sagen. Dann kriegt man ihn gleich. In Österreich brockt man sie. International werden sie gepflückt.
Heuer habe ich wieder Ribisel gebrockt – und dabei an früher gedacht.
Eigentlich toll, dass ich das als Kind schon gelernt habe und dass niemand mich davon abgehalten hat, weil Kinderarbeit aber so was von gar nicht gehe. Heute lässt man Kinder sehr früh Englisch lernen, aber vom Lernen mit den Händen hält man sie fern. Mit ihnen sollen sie bloß spielen.
Auch wenn sie auf Rispen wachsen – Ribisel sind klein. Das Häferl und erst recht der Kübel wollten und wollten nicht voll werden. Und die Zeit verging langsam. Sehr langsam! Und dann der Moment, an dem die Arbeit doch getan war. Eine echte Kinderfreude – und der Kübel wurde mit Stolz in der Küche präsentiert.
Unsere Zeit ist so ungeduldig geworden. Alles soll gleich fertig da sein. Aber mit den schnellen Sachen ist es oft ganz schnell wieder vorbei. Das habe ich schon beim Ribiselbrocken verstanden: Gutes braucht Zeit. Und Mühe lohnt sich. Einen ganzen Winter lang kannst du davon genießen.
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