KOMMENTAR_
Die Beziehungen zwischen Gesellschaft, Politik und Kirche in Österreich waren immer spannend, in der Zweiten Republik meist aber von grundsätzlichem Respekt geprägt. Dieser Ära droht nun das Ende. Ein Hinweis dafür sind die neuen Einblicke in die Beziehung zwischen der früheren ÖVP-FPÖ-Bundesregierung und der Kirche. Diese Beziehung hatte offiziell gar nicht so schlecht ausgesehen, wenn man bedenkt, dass die Regierung die Einführung des Ethikunterrichts als Alternative zum Religionsunterricht auf den Weg gebracht hat. Das entsprach den Vorstellungen der Kirche. Der kirchliche Widerspruch an der Asylpolitik war die andere Seite. Die nun aufgetauchten Kurznachrichten zeigen ein noch negativeres Bild: Da bittet der Kanzler einer sich selbst als „christlich-sozial“ bezeichnenden Partei darum, man möge „Vollgas geben“, wenn es darum gehe, gegenüber der Bischofskonferenz das Ende von angeblichen „Privilegien“ in den Raum zu stellen.
Die Kirche hält sich aus guten Gründen aus der Parteipolitik heraus. Wie die Bundesregierung hat aber auch sie in der Coronakrise laut einer aktuellen Umfrage des Market-instituts für den „Standard“ an Vertrauen verloren. Ihre Aufgabe muss es daher künftig sein, den eigenen Beitrag zur Förderung der österreichischen Gesellschaft deutlicher hervorzuheben. Denn auf Wohlwollen kann sie heute weniger setzen als früher.
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