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„Mein Name ist Lebkücher, ich bin der Leiter der Polizeiinspektion in Worms.“ Ein Polizist zitiert bei einer Amtshandlung aus der Bibel, das Video davon wird bereits am Tag danach fast 300.000 Mal angesehen und tausendfach geteilt. So weit, so ungewöhnlich. Den Anlass lieferte niemand Geringerer als Martin Luther. Vor 500 Jahren berief er sich auf sein Gewissen und die Bibel, distanzierte sich am Reichstag zu Worms nicht von seinen Publikationen und wurde vom Kaiser für vogelfrei erklärt. Am Rande des Jubiläums sollte eine als Gottesdienst definierte, nicht genehmigte Demonstration stattfinden. Da stellte sich Thomas Lebkücher hin, erklärte den Anwesenden etwas über die Grundrechte, über Regeln und über Nächstenliebe. Auch wenn er theologisch falsch lag (den Nächsten mehr zu lieben als sich selbst sei das fundamentale Gebot – finden Sie den Fehler), überzeugte er durch seine Schlagfertigkeit. Ein Mann provozierte ihn mit der Frage, was Jesus heute sagen würde. (Um selber zu antworten: „Beten Sie und glauben Sie an Gott.“) Darauf der leitende Beamte: „Betet so, dass ihr keinem anderen schadet.“ Thomas Lebkücher punktet, weil er authentisch und vernünftig gleichzeitig wirkt.
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