KOMMENTAR_
Zum Interview mit Kardinal Kurt Koch und zum Gastkommentar „Es fehlt der Mut“ von Superintendent Gerold Lehner in Ausgabe 42 sowie zu den folgenden Leser/innen-Reaktionen:
Ich habe großes Verständnis für alle, die sich ein höheres Tempo in Sachen Ökumene wünschen, oder denen generell in der Ökumene zu wenig weitergeht. Als Stiftung PRO Oriente, gegründet von Kardinal Franz König, verstehen wir uns ja auch als Treiber, Mahner, Vorangeher, aber auch als Beter und Informanten in Sachen Ökumene generell und insbesondere für die Kirchen der Orthodoxie und die orientalischen Kirchen. (...) Es tut mir daher weh, wenn Ferdinand Kaineder, in einem Leserbrief in der Linzer KirchenZeitung vom 29. Oktober, im Zusammenhang mit dem Besuch von Kurienkardinal Kurt Koch von einer Ökumene-Inszenierung spricht. Ehrlich gesagt habe ich z. B. die Begegnung mit der Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde und den Vertretern der christlichen Kirchen am Pöstlingberg mit Kardinal Kurt Koch als äußerst interessant und wertschätzend empfunden. Auch die Rückmeldungen einiger Teilnehmer haben mir dies bestätigt. Auch der Abendvortrag zum Thema der „Zukunft Europas“ und dem Beitrag der christlichen Kirchen hat bei den Teilnehmern viele positive Rückmeldungen ausgelöst. (...)
Lieber Ferdinand Kaineder! Du warst leider an keiner dieser Begegnungen persönlich dabei. Dir brauche ich aber in Sachen Inszenierung nichts erklären – dass Du sie bestens beherrschst, ist bekannt – daher weißt Du auch, dass Präsentation und vielleicht auch ein Schuss Inszenierung zu so einem Besuchstag eines Kurienkardinals dazugehören. Wenn Du dabei gewesen wärst, hättest Du sicher den Eindruck gewonnen, dass es PRO Oriente aber um die Sache der Ökumene und um das Thema Europa gegangen ist! Bewegen wir gemeinsam in Sachen Ökumene mit viel Herzblut und innerer Überzeugung die Sache nach vorne! Dazu hat uns Jesus in seinen Abschiedsreden beauftragt!
Dr. Josef Pühringer, Vorsitzender PRO Oriente OÖ
Zu den Leserbriefen in der Ausgabe Nr. 44, in denen die Ansichten von Kardinal Koch zum Thema Ökumene scharf kritisiert werden, möchte ich Folgendes schreiben: Ich war Hörer des Vortrages von Kardinal Koch am 8. 10. in Linz. Im Anschluss daran hat Dr. Florian Wegscheider Kard. Koch um seine Meinung zu den dauernden Bremsversuchen von Seiten der kath. Kirche bei der Ökumene gefragt. Sofort habe ich mir gedacht, wie kann ein versierter Theologe übersehen, dass es viele Themen gibt, bei denen die evangelische Seite bremst – in der gläubigen Annahme tiefer ganz und gar evangeliumsgemäßer Glaubensinhalte oder hoher ethischer Ideale des Evangeliums. Und prompt hat Kard. Koch festgehalten: „Das Privileg des Bremsens hat die kath. Kirche nicht für sich gepachtet.“
Darf von uns Katholiken erwartet werden – „um der Ökumene willen“ –, dass wir zutiefst evangelische Glaubenswahrheiten aufgeben und hohe evangelische ethische Ideale über Bord werfen? Eines scheint mir sicher: Das wäre nicht die Ökumene, wie sie z. B. Frère Roger von Taizé vorgestellt hat. So gesehen hat mich der zugleich abgedruckte Kommentar zum Interview mit Kard. Koch von Superintendent Lehner (Ausgabe Nr. 42) irritiert, weil darin nicht daran gedacht wird, dass es auch in der evangelischen Kirche Bremsmanöver geben könnte. Frère Roger hat das Motto ausgegeben: „Von jeder Kirche das Beste.“ In einem persönlichen Gespräch, das ich mit ihm führen konnte, hat er mir ausdrücklich aufgetragen: „Bewahren Sie den großen Schatz der kath. Kirche – das Sakrament der Eucharistie!“
Dechant Mag. Johann Gmeiner, Grieskirchen
Es ist hinlänglich bekannt, dass auch in Österreich die Interkommunion von evangelischen und katholischen Christen längst praktiziert wird. Ich frage mich: Wie kann Kardinal Koch diese Tatsache einfach negieren? Ich lebe seit 42 Jahren in einer gemischt-konfessionellen Ehe und mein Mann und ich pflegen schon einen Gutteil dieser Zeit den gemeinsamen Empfang von Kommunion und Abendmahl und schöpfen daraus Kraft für unser religiöses Leben. Wie wahrscheinlich tausende andere Paare auch, werden wir uns dieses wesentliche Zeichen der Einheit im christlichen Glauben als Stärkung auf unserem gemeinsamen spirituellen Weg nicht nehmen lassen! Es ist höchst an der Zeit, dass die Kurie auch in Rom den Tatsachen ins Auge sieht und auf Menschen hört, die aus dem Glauben leben, anstatt nur theologische Probleme zu wälzen!
Editha Liebhart, Puchenau
Es fehlt der Mut – nein, es fehlt der Wille. Gegenseitige Einladungen zu Eucharistie und Abendmahl bringen die für „rechtgläubige“ Katholiken unvorstellbare Situation mit sich, dass dann vielleicht eine verheiratete, noch schlimmer, weibliche Person am Tisch der Herren steht. Das wäre ein entscheidender Schritt in die sog. „Protestantisierung“ der Katholischen Kirche.
Hans Mayer, Molln
Mein erster Vorgesetzter im kirchlichen Dienst ab 1978 in der Erzdiözese Salzburg, der 2010 verstorbene Weihbischof Jakob Mayr, sagte mir hin und wieder bei Problemen mit älteren Priestern: „Je älter, umso kälter!“ So empfinde ich das Interview mit Kardinal Kurt Koch und sage, ähnlich wie der Pfarrer von Bad Goisern, Johann Hammerl, in der vorletzten KirchenZeitung: „Mir wäre es lieber, solch kaltes Denken nicht wieder und wieder lesen zu müssen. Wir könnten mit der ökumenischen Freundschaft doch schon viel weiter sein!“
Wilhelm Achleitner, Wels
(...) Mit der erwähnten Glaubenspraxis meint Herr Dipl.-Ing. Kirchner (in seinem Leserbrief in Ausgabe 45, Anm.) wohl die heute von liberal-progressiven Katholiken viel beschworene jeweilige „Lebenswirklichkeit“, an der sich die je eigene Glaubenspraxis orientieren könne und müsse (...). Dem ist entgegenzuhalten: Schon „Gaudium et spes“, die Pastoralkonstitution des II. Vatikanums über die Kirche in der Welt von heute, hat dem weltförmigen Zeitgeistsurfing einen Riegel vorgeschoben, indem das Dokument betont, die Zeichen der Zeit seien im Lichte des Evangeliums zu deuten (GS 4). Damit ist klargestellt, dass die Kirche sich nicht von Fremdeinflüssen treiben lassen darf;
auch nicht von der jeweils „zeitgemäßen“ Lebenswirklichkeit, die ja – was natürlich immer verschwiegen wird – vielfach stark von Sünde geprägt ist. (...)
Dr. Johann Hahn, Perg
Zum „Denkmal“-Bild in Ausgabe Nummer 40:
In der KirchenZeitung vom 1. Oktober 2020 zeigen Sie einen Postkasten und schreiben über „Bestehen durch Wandel“ und die vielen neuen Möglichkeiten der Nachrichten- und Bildübermittlung. Obwohl ich einen PC besitze und ihn auch für E-Mails benütze, möchte ich Glückwünsche oder Trauerbezeugungen lieber schriftlich auf entsprechenden Billets ausdrücken. Dann beginnt mein Dilemma – wo finde ich einen Postkasten? Einstmals in Wohnnähe befindliche Kästen wurden alle abmontiert. Der nächste ist beim ehemaligen Pro-Kaufland, welches ich per Straßenbahn und längerem Fußweg erreichen kann, aber wegen der Übernahme durch Merkur kaum mehr aufsuche. So wird einem das Schreiben verleidet und ich greife dann halt doch zum Telefon, denn ein solches haben alle meine alten Freundinnen und Verwandten. Der Postkasten, früher bei der Bus- bzw. Straßenbahnhaltestelle, wird für mich zum Relikt aus vergangenen Zeiten. Schade!
Lotte König, Linz
Zum Themenschwerpunkt in Ausgabe Nummer 42:
Weder „die Bäuerinnen und Bauern“ noch „die Verbraucher/innen“ sind allein verantwortlich, wie wir Lebensmittel produzieren und/oder konsumieren. Da sind alle gefragt: Zivilgesellschaft und Politik. Ich bin sehr dankbar für die Veranstaltung in der Landwirtschaftskammer und den Beitrag in der KirchenZeitung, wo das auch oberste Kirchenvertreter betont haben. Es geht nicht gegeneinander, sondern nur miteinander. Mir war die Kirche bisher oft zu leise, wenn es um die Bewahrung der Schöpfung gegangen ist oder um soziale Fragen, die sich ja auch stellen, wenn ich überlege, wie ich Landwirtschaft betreiben kann. Die Enzyklika „Laudato si“ (2015) haben viele katholische Bäuerinnen und Bauern freudig begrüßt. Endlich gibt es eine Bestätigung vieler Anliegen von oberster Stelle! Ich persönlich habe mich wirklich sehr über die klaren Worte von Bischof Manfred Scheuer gefreut. Selbstverständlich spielen bäuerliche Themen im kirchlichen Jahreskreis immer eine Rolle, aber wenn es dabei nur um äußere Zeichen geht, verkommt das zu hohlen Darstellungen.
Judith Moser-Hofstadler, Alberndorf I. D. Riedmark
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