KOMMENTAR_
Heute, am 4. September 2022, haben uns Radio, Fernsehen und einige andere einflussreiche Medien die „Frohe Botschaft“ verkündet, dass man namentlich als Selige/r oder Heilige/r genannt werden darf, wenn man sich posthum zum Wunderwuzzi entwickelt, so wie es der von vielen sehr geschätzte Papst Johannes Paul I. schlussendlich getan hat. Ob Jesus das wirklich so gemeint hat, als er in Wort und Tat, in persönlichen Begegnungen das Evangelium (= Frohe Botschaft) verkündete und zur Nachfolge aufrief? (...) Durch die kirchliche Praxis der Seligsprechungsprozesse entsteht der Eindruck, als wäre das irdische Leben nur die Vorbereitungszeit auf die eigentliche „Reifeprüfung“ im Himmel, die nur wenige mit Auszeichnung bestehen werden. Die allermeisten werden wohl recht oder schlecht durchkommen, weil der Prüfer alle Augen und Hühneraugen zudrückt. Ich denke, im synodalen Prozess sollten nicht nur strukturelle Probleme behandelt werden, sondern es muss auch erlaubt sein, derlei dubiose kirchliche Praktiken zu hinterfragen. Anders gesagt: Es geht nicht nur darum, WER wann wo wie verkündigen darf, sondern ganz wesentlich auch darum, WAS verkündigen wir bzw. der ORF, TV und andere Medien? Habt ihr darüber schon nachgedacht?
Ulrike Stadler, per E-Mail
Zum Denk-Mal in Ausgabe 36:
Der Bochumer Pastoraltheologe Prof. Dr. Matthias Sellmann sagte laut KirchenZeitung: „Verantwortung erkennt man am Mut zum Risiko, nicht am dauernden Bekennen und Umkreisen von Problemen.“ Etwas anders ausgedrückt: Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers. Ich frage mich, ob z. B. die Umbenennung einer Pfarre in „Pfarrgemeinde“ und ein Dekanat in „Pfarre“ Mut zum Risiko als Verantwortung oder Weitergabe von Feuer entspricht. Übrigens kann nur Feuer wieder Feuer weitergeben. Eine Namensänderung oder -verschiebung bringt der Kirche kein verlorenes Vertrauen und keinen zweifelnden Getauften zurück in den Bereich der Seelsorge. Da muss mehr Hirnschmalz und Mut vorhanden sein, um solchen Mitchristen wieder Hoffnung zu geben.
Dipl.-Päd. Karl Glaser, St. Peter/H.
Zu Leserbriefen in Nr. 34 und 35:
Die Übersetzung von Jes 1,14 von „junger Frau“ als „Jungfrau“ ist keine Übersetzung, die aus kirchlicher Redaktion stammt, sondern wurde aus der Septuaginta übernommen, die im 2. Jahrhundert vor Christus (!) hergestellt wurde. Das Wort „alma“ lässt beide Möglichkeiten offen. Ich traue den jüdischen Gelehrten eine bessere Kenntnis des Hebräischen zu als gewissen Modernisten. Es wird von Gott ein Zeichen angekündigt. Wenn eine junge Frau ein Kind zur Welt bringt, ist dies offensichtlich kein übernatürliches Zeichen. Das Wort von der „jungen Frau“ fügt sich schlecht in den Gesamttext ein. Möglicherweise denkt der Übersetzer an den kommenden Messias, der auf wunderbare Weise zur Welt kommen wird. Matthäus greift diese Aussage auf und will Jesus als den verheißenen Messias verkünden. Diese Bibelstelle als Beweis für die Körperfeindlichkeit der Kirche hinzustellen ist absurd.
Adolf Rameder, Hollenstein/Ybbs
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