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Zu „Graffiti-Drohbotschaften statt der Frohbotschaft“ und zum Leitartikel in Ausgabe 35:
In Dostojewskis Roman „Die Brüder Karamasow“ heißt ein Kapitel „Der Großinquisitor“. Darin kommt Jesus zurück auf die Erde, ins Sevilla der Inquisition im 16. Jahrhundert. Er wirkt Wunder und wird von allen erkannt, auch von dem die Szene mit düsterer Miene beobachtenden greisen Großinquisitor. Der lässt Jesus ergreifen und ins Verlies bringen. Dort fragt er ihn: „Warum bist du hergekommen uns zu stören? Denn uns zu stören bist du gekommen, und du weißt es! ... Du hast alles dem Papst übergeben, folglich gehört jetzt alles dem Papste. Du aber komm nicht wieder, störe wenigstens nicht vor der Zeit!“ – Immer, wenn ich von so selbstgerechten, sich als Richter aufspielenden oder wie in diesem Fall von Mauern beschmierenden Eiferern lese, kommt mir – abgewandelt – Dostojewskis Dichtung in den Sinn: „Aber warum störst du uns? Jetzt gehört doch alles uns, den allen andern Überlegenen, den glaubens(g)eifernden Zeloten!“ (...)
Franz Pichler, Perg
Der Chefredakteur der Kirchen–Zeitung bringt es im Leitartikel in der 35. Ausgabe treffend auf den Punkt: Die allerwenigsten Katholiken sehen den Katechismus als Verhaltensmaßstab an. Das gilt nicht nur für die Diözese Linz, die in präpotenter Selbstüberschätzung oft meint, es besser zu wissen als die Weltkirche, sondern für den gesamten deutschen Sprachraum. Für die Kirche ist es daher ein Segen, dass Papst Franziskus keinen deutschen Geistlichen in den Kardinalsstand erhoben hat, sondern Vertreter aus Ländern gewählt hat, in denen die Kirche – oft unter den schwierigsten äußeren Umständen – lebt und Frucht bringt.
Mag. Alfred Zinöcker, Linz
Zu „Ansprüche immer prüfen“ in Ausgabe 34:
Der Artikel „Ansprüche immer prüfen“ hat mich nachdenklich gemacht. Am Schluss dieses Artikels wird der Soziologe und Migrationsforscher Gerald Knaus aus Berlin zitiert, der in der ZiB2 das System in Österreich lobte und es sich „als Vorbild für die ganze EU vorstellen“ könne. Ich empfinde die Asylpolitik der ÖVP unfair, wenn jemand widerrechtlich abgeschoben wird und versucht wird, möglichst wenige Flüchtlinge (außer jenen aus der Ukraine) einreisen zu lassen. Meine Frage dazu ist: Wäre das System in Ordnung, nur der Umgang damit lässt zu wünschen übrig? Ich interessiere mich für Asylpolitik, konnte mich aber nie näher damit beschäftigen. Wenn der Innenminister im Fernsehen auftritt, empfinde ich in der Regel Unbehagen.
Sr. Gisela Radinger, Steinerkirchen an der Traun
Der teuflische Angriff auf die unabhängige Demokratie Ukraine, unglaubliche Kriegsverbrechen, Deportationen, Vergewaltigungen, Zivilistenmorde müssen unsere uneingeschränkte Solidarität und Unterstützung der Ukraine sichern, um uns nicht selbst und unser Wertesystem zu verraten. Noch schöpfen wir aus dem Vollen und sollten spätestens heute alle Hebel in Bewegung setzen, Energie allüberall einzusparen, im Haushalt, der Dusche, Waschen, Auto- und Juxfahrten, Isolieren und alternative Energien aktivieren und nicht erst im Winter. Verstecken wir uns nicht hinter verräterischen Eigeninteressen und denken wir auch an die Opfer der Signatarmächte, die unter menschlichen und finanziellen selbstlosen Opfern und Einsatz uns von der ehemaligen Tyrannei und Völkermord des Nationalsozialismus befreit haben. Lieber ziehe ich einen zweiten Pullover an, als mit anzusehen, wie ein blutrünstiger, machtgeiler Diktator die freie westliche Welt und Werteordnung untergräbt und erobert. Dafür haben schon unsere Vorfahren gekämpft und das sind wir auch unseren Kindern schuldig. Putin versteht nur die Macht des Stärkeren. Danken wir aber auch den großen Denkern und Politikern, die uns erstmalig in der EU einen 77-jährigen Frieden gesichert haben, für den wir auch weiterhin stellvertretend kämpfen wollen.
Dr. med. Gernot Zumtobel, Götzis
Zu einem Leserbrief in Ausgabe 34:
Herrn Pfarrer em. Dr. Karl H. Salesny SDB möchte ich danken für seinen Leserbrief: Noch nie habe ich irgendwo in den Medien gelesen, wenn eine Frau oder ein Mann in ein Kloster eingetreten ist. Dieser Medienrummel (rund um die Jungfrauenweihe in Salzburg, Anm.) hat der Kirche sicher mehr geschadet als genützt.
Irmgard Siegl, Hargelsberg
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