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Angeregt durch das sehr empfehlenswerte Büchlein von Hubert Wolf, „Zölibat. 16 Thesen“ (Verlag C.H.Beck 2019), sende ich folgende Überlegungen. Dieses Buch verdient es, auch in der KirchenZeitung rezensiert zu werden: Das fast schon ideologische Festhalten am Pflichtzölibat in Verbindung mit dem Amt in der katholischen Kirche steht im krassen Widerspruch zu den Anfängen der Kirche, zur Verkündigungspraxis Jesu und zum theologischen Befund der Bibel Jesu – dem Alten Testament. (...) Jesus beruft Simon Petrus, heilt dessen Schwiegermutter und spricht von der Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen als Möglichkeit, niemals aber als gesetzmäßige Verpflichtung. In den Schöpfungserzählungen erschafft Gott den Menschen gleichwertig als Mann und Frau; im Hohelied der Liebe wird die stürmische Liebe zwischen zwei jungen Menschen überschwänglich beschrieben. Im 4. Jahrhundert bekommen Denkmuster der Stoa und des Neuplatonismus immer stärkeres Gewicht in der christlichen Theologie. (...) Hauptärgernis für diese Denkweise ist es, dass die geschlechtliche Vereinigung den Priester unrein mache für den Altardienst, verheiratete Priester werden diffamiert. (...) Mittlerweile ist überhaupt jedes Verständnis für solch lebensverachtende Denkmuster geschwunden. (...) Ehe und Amt dürfen kein Widerspruch sein; auch sind viele Frauen und Männer zum Dienst in der Kirche berufen; alte Zöpfe wie Pflichtzölibat oder Ausschluss der Frau vom Amt gehören sofort abgeschnitten. Zölibatäres Leben in aller Freiheit bleibt weiterhin eine Option.
Karl Mair-Kastner, Eferding
Zur Wehrdienstverweigerung, Nr. 33.
(...) Leider gibt es nicht allzu viele Christen, die wie zum Beispiel ein Martin Luther King oder ein Franz Jägerstätter, die Friedensideen Jesu in der Praxis umsetzen. (...) In meinem Gymnasium, vor etwa 50 Jahren, habe ich von Franz Jägerstätter, der nur etwa zehn Kilometer von Burghausen weg (...) ein heldenhaftes Leben ohne Waffen führte, weder im Religions- oder Geschichtsunterricht etwas gehört. Dafür mussten wir mit viel Mühe griechische oder lateinische Kriegsliteratur übersetzen, um gebildet zu werden. Kein Wunder, wenn sündteure Militärdienste noch immer mehr gefördert werden als waffenlose, friedenaufbauende Aktivitäten. (...) Warum nicht statt mehr Soldaten und Kampfflugzeugen lieber nach dem biblischen Motto „Schwerter zu Pflugscharen“ mehr Entwicklungshilfe, die Fluchtursachen reduziert, oder belastbare Transportwege auf Schienen in Richtung Osten, die völkerverbindend und klimaschonend wirken? (...)
Simon Kirschner, Gaimersheim (Bayern)
Zum Strukturprozess in der Diözese Linz.
Nach dem ursprünglichen diözesanen Vorschlag sollten die Pfarrgemeinden Riedau und Dorf an der Pram, entsprechend ihrer Zugehörigkeit zum politischen Bezirk Schärding, zur neuen, größeren Pfarre „Andorf“ kommen. Jetzt steht das wieder zur Diskussion und die beiden Pfarren sollen Teil der neuen Pfarre „Grieskirchen“ werden. Ich trete aber für den ursprünglichen Plan ein, für den gewichtige innere Gründe sprechen, die viel tiefer gehen als die Zugehörigkeit zu einem politischen Bezirk.
Nachdem ich mich im Jahr 1980 mit meiner Familie in Riedau angesiedelt hatte, habe ich nicht nur den Kontakt zur örtlichen Pfarre gesucht, sondern auch zu der sehr nahe liegenden Pfarrkirche Zell an der Pram. Trotz der Nähe scheinen die beiden Orte in verschiedenen religiösen Welten zu liegen.
Warum ist das so? Zell an der Pram gehört zum Dekanat Andorf, Riedau zum Dekanat Kallham. Die kirchliche Einteilung folgt damit nach wie vor der alten, bis 1779 durch Jahrhunderte existierenden Grenze zwischen Österreich und Bayern. Das Kerngebiet von Riedau gehörte zum Land ob der Enns, Zell an der Pram war altbayerisches Gebiet. Obwohl die beiden Gemeinden seit nunmehr 240 Jahren zur gleichen politischen Einheit gehören, sind sie einander unbewusst gegenseitig „Ausland“ geblieben. Und das ist leider kein „Schnee von gestern“, sondern die tiefer liegende Realität, die man allerdings nur erfassen kann, wenn man die Geschichte kennt und nicht einer technokratischen Betrachtungsweise huldigt. Das gilt auch für die Pfarrgemeinde Dorf an der Pram, deren Gebiet ebenfalls schon vor 1779 zum Land ob der Enns gehörte. Daher hoffe ich, dass Riedau und Dorf wieder zur größeren Pfarre Andorf genommen werden, damit ein gemeinsamer Weg in die Zukunft gefunden wird.
Diakon Reinhart Daghofer, Riedau
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