KOMMENTAR_
Zu „Kleruskongregation zieht Grenzen“ in Ausgabe Nr. 30:
Für mich als engagierten Christen ist die Sprache dieser „Instruktionen“ mit ihren Kategorisierungen und hierarchischen Verflechtungen befremdlich. Vor allem wurde mir aber wieder stärker bewusst, dass die römisch-katholische Kirche nach wie vor ein grundsätzlich klerikales System ist. Das als „Laien“ bezeichnete allgemeine Volk darf zwar mitarbeiten, sich im Ehrenamt engagieren, (...) aber für Leitungsfunktionen auf Pfarrebene ist es ausgeschlossen. (...) In dem Zusammenhang stört mich auch das Wort „Laie“ immer stärker. Es mag vielleicht von der Wurzel her eine andere Bedeutung haben, umgangssprachlich bezeichnet man mit „Laie“ einen Dilettanten, (...). Jetzt bemühe ich mich doch schon einige Jahrzehnte meines Lebens, einem gewissen Jesus von Nazareth nachzufolgen. Ich habe es sicher noch zu keiner großen Meisterschaft darin gebracht, aber als „laienhaft“ möchte ich mein gelebtes Christentum im Alltag auch nicht abqualifizieren lassen. Es ist mir auch bewusst, dass (...) Sendung für einen Dienst eine Struktur braucht (...). Aber muss das ein klerikales System sein? Wird damit nicht der Großteil der Kirchenmitglieder an den Rand gedrängt, vor allem auch der Teil, der kein Y-Chromosom in seinem Erbgut hat? (...)
Johann Kirchner, Perg
Zwar kommen für mich als ohnehin schon reichlich in schwerste Zweifel gestürzte Katholikin kaum mehr große Überraschungen aus Rom, aber für eine kurze Fassungslosigkeit über eine derartig ausgeprägte Ignoranz reicht es doch immer wieder. Man(n) (heterosexuell, zölibatär, „geweiht“) kann da nur hoffen, dass der Herr, wenn er einst wiederkommt, weiß, welche Kriterien er zu erfüllen hat, damit seine Kirche ihn erkennt. Er kommt dann hoffentlich als katholischer Priester im Vatikan, nicht etwa wieder als jüdisches Flüchtlingskind im Stall! Dann könnte er seine Kirche endlich auf einem „Fels“ aus diesen Reihen bauen und muss nicht wieder einen verheirateten Fischer aus Galiläa nehmen. Es wär‘ zum Lachen, wenn‘s nicht so traurig wäre!
Maria Haller, Enns
Das vatikanische Dokument scheint mir ein eiliger Versuch zu sein, jenen Ortskirchen, die gegenwärtig an neuen pastoralen Wegen bauen, die alten STOP-Tafeln und ausgebeulten Leitplanken aufzuzwingen, von denen im Grunde doch klar ist, dass sie nichts mehr taugen. Wenig überraschend versucht die Instruktion ja auch gar nicht, inhaltlich zu argumentieren, sondern begnügt sich im Abrufen altbekannter römischer Positionen. (...)
Positiv fällt mir aber auf, dass die Instruktion daran erinnert, dass der Bischof „aufgrund einer vorgängigen empfehlenden Stellungnahme der Bischofskonferenz und nach Erhalt der Erlaubnis des Heiligen Stuhls, Laien zu Eheschließungsassistenz delegieren“ kann, wenn Priester und Diakone fehlen. Wenn man unter Eheschließungsassistenz mehr versteht als „Brautmesse lesen“, dann haben wir diese Situation längst erreicht und es stellt sich die Frage, warum unsere Bischöfe hier nicht endlich aktiv werden. Die Instruktion erinnert sie an diese kirchenrechtliche Möglichkeit und die Pastoral in diesem Bereich erinnert sie an die Notwendigkeit.
Harald Prinz, Pfarrleiter von Enns-St.Laurenz
KOMMENTAR_
DENK_WÜRDIG
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>
BRIEF_KASTEN