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Zu verschiedenen Leserbriefen:
Als junge Frau (16) wundere ich mich über so manche Formulierungen in den letzten Leserbriefen. Wenn da die Rede ist vom „Geraspel über die Gleichberechtigung der Frau in der Kirche“ oder behauptet wird „Konstruktive Diskussionen werden Kirche und Welt nicht retten“, dann frage ich mich, warum die Kirche um nichts in der Welt in der Gegenwart ankommen darf. Ich sehe mich als gläubige und moderne Frau – muss das ein Gegensatz sein?
Marlies Prinz, Enns
Zu „Ein kleiner Schritt zur Gleichstellung“ in Ausgabe Nr. 3:
In den meisten Pfarren wären viele Dienste schon Jahrzehnte nicht mehr möglich, hätten Frauen und Mädchen sich nicht dazu bereit erklärt, „systemrelevante“ Aufgaben zu übernehmen. Und das ohne kirchenrechtliche Erlaubnis. Jetzt, nach 50 Jahren, eine entsprechende Anpassung durch die päpstliche Verfügung Motu Proprio! Ja, peinlich – wie so manch anderes – und nur ein mickriger Schritt anstatt eines mutigen. Wenn Papst Paul II. festgestellt hat, dass die Kirche keine Vollmacht habe, Priesterinnen zu weihen, dann darf die Frage erlaubt sein: Woher nahm und nimmt die Kirche die „Vollmacht“ für so viele andere Festlegungen und Vorgangsweisen? Das Positive an Motu Proprio: Ich sehe darin insgeheim die Aufforderung des resignierenden Papstes an zukunftsorientierte Bischöfe und Pfarren: „Macht es genauso, wie bei den Ministrantinnen und Kommunionspenderinnen! Der Dienst am Nächsten darf nicht unter dem Gesetz stehen – handelt!“
Hubert Ehgartner, Taiskirchen
Zu „Gehen wir gemeinsam im Vertraen auf Gott““ in Ausgabe Nr. 5:
(...) Schon in der KAJ, meiner Jugendorganisation, haben wir von unserem Gründer Kardinal Josef Cardijn gelernt: Eine Strukturreform ohne Gesinnungsreform hat wenig Chancen auf Erfolg. Und diese Gesinnungsreform fehlt mir auch noch bei der beschlossenen Strukturreform der Diözese. Sollten wir daher nicht jetzt auch u. a. mindestens so lange und intensiv über längst fällige änderungsbedürftige Weihebedingungen zum Priesteramt, über die Gleichberechtigung und gleiche Würde von Mann und Frau, auch in der Kirche, diskutieren und die Bischöfe vehement auffordern, nicht eher zu schweigen, bis die Kurie in Rom diese von vielen Christen unterstützten Forderungen endlich ernst nimmt? Ich würde es mir wünschen.
Hans Riedler, Linz
Zu „Mahnung zur Menschlichkeit“ in Ausgabe 5:
Die Berichte über Flüchtlingselend mit seinen schrecklichen Auswirkungen und Lebensbedingungen berühren mich sehr und meine Möglichkeiten erschöpfen sich da in Geldspenden bzw. Jausenangeboten vor Ort für die „Moria – Linz hat Platz“-Organisation. Anders sehe ich allerdings die dramatisierte Geschichte der abgeschobenen Familie. Nach meiner Einschätzung – die ich natürlich nur aus dem TV beziehe – handelt es sich dabei um eine Familie, die einfach in Österreich bleiben möchte. Das Interview mit dem Mädchen und das beigefügte Bildmaterial lassen für mich keine Notlage oder Lebensbedrohung erkennen, also auch keinen Grund für Asyl. Dass sie ihre Freundinnen und Freunde vermisst, ist in Zeiten wie diesen kein Einzelschicksal. Ich weiß nicht, welche Möglichkeiten es für eine Familie gibt, ohne humanitäre Gründe in Österreich zu bleiben – das wäre wohl die zu beantwortende entsprechende Frage als Zukunftsperspektive für sie und ihre Familie.
Helga Herzog, per E-Mail
Die letzten Abschiebungen von Familien und Jugendlichen sind für viele Menschen einfach unglaublich. (...) Wieso wurde von Seiten der ÖVP dann diese Kritik trotzdem in Kauf genommen? Meiner Meinung nach hat das auch mit der Corona-Krise zu tun. Die Partei verliert mit ihrer sinnvollen Politik der Einschränkungen in Sachen Pandemie an das blau-türkise Wählersegment. Dieses wird in den sogenannten sozialen Medien stark gepusht. Dem gegenzusteuern war offensichtlich der Wunsch und dem wurden die wenigen Betroffenen geopfert.
Dr. Meinrad Schneckenleithner, Lichtenberg
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