KOMMENTAR_
Zu einem Leserbrief:
In der Ausbabe 51/52 begründet Herr Geusau die Tatsache, dass in der Katholischen Kirche Frauen nicht zu Priesterinnen geweiht werden damit, dass die Priesterweihe ein Geschenk sei. Wer ist/sind seiner Meinung nach der/die Schenkende(n)? Wer oder was gibt Herrn Geusau bzw. seinen Gesinnungsbrüdern die Gewissheit, dass der schenkende Gott/Christus, die von „seiner“ Kirche über Jahrhunderte praktizierte „Herabwürdigung“ von Frauen gewollt hat? Meint er etwa, die „Geschenkgeber“ seien Würdenträger, die einander ein Ritual angedeihen lassen, das nur bei männlichen Menschen wirkt und sie unmittelbar zu Repräsentanten Christi macht? In diesem Fall hätte er vermutlich auch kein Problem damit, dass finanziell nicht von der Kirche abhängige Frauen, die auf Grund ihrer (gottgegebenen?) Fähigkeiten und Talente ein höheres Einkommen erzielen, die Höhe ihres Kirchenbeitrages den Rechten anpassen, die theologisch bestausgebildeten, sich berufen fühlenden Frauen in der römisch-katholischen Kirche zugestanden werden.
Veronika Lederhilger, per E-Mal
In einem Leserbrief wird im Zusammenhang mit Frauenpriestertum erwähnt, dass es kein „Menschenrecht auf Priesterweihe“ gibt, weil die Priesterweihe ein Sakrament und somit ein Geschenk ist.
Das Argument greift allerdings zu kurz, weil dieses „Geschenk“ in unserer Kirche nur Männern vorbehalten ist. Frauen dürfen sich nicht „beschenken“ lassen. Somit ein klarer Verstoß gegen Artikel 14 der Menschenrechtskonvention, der eine Diskriminierung wegen u. a. des Geschlechts verbietet. Übrigens verstößt die Kirche mit dem Pflichtzölibat ebenfalls gegen die Menschenrechte (Art. 12), weil es ein Menschenrecht auf Eheschließung gibt.
Dass der Vatikan die Konvention nicht ratifiziert hat, versteht sich von selbst; er müsste ja vorher seine Menschenrechtsverstöße beseitigen. Der Vatikan hat lediglich „Beobachterstatus“. Unsere katholische Kirche verstößt somit gegen die Menschenrechte, das sollte uns bewusst sein. (...)
Wolfgang Ortner, Wels
Bei der Entwicklung des Priesterbildes hat sich die Kirche verrannt. Das bedeutet nicht, dass das Priesteramt gleich ganz abgeschafft werden muss, denn auch die Tradition – in diesem Fall immerhin 1800 Jahre – hat ihren Wert. Aber das Priesteramt darf sich der Frage nicht verschließen, inwiefern es den biblisch belegten Absichten Jesu und der Kirche der Apostel entspricht oder diesen zuwiderläuft. Da geht es nicht nur um Frauenpriestertum und Pflichtzölibat. Da geht es viel fundamentaler um eine kritische Reflexion dessen, was unter „Priesterweihe“ zu verstehen ist: Sollen wir wirklich weiterhin glauben müssen, dass der Priester ein „zweiter Christus“ ist (Pius XI., 1935) und das Weihesakrament „die Priester Christus, dem Priester, gleichförmig macht“ (II. Vat. Konzil, 1965)? Hier muss die theologische und kirchliche Reflexion ansetzen – um der Kirche willen! – und wenn sie das nicht tut, hat das Priesteramt endgültig verspielt.
Dr. Harald Prinz, Enns
Auf dem Zukunftsweg der Kirche zeichnet sich kirchenpolitisch schwieriges Gelände ab. (...) Das Abseits, in das die Katholische Aktion OÖ infolge der jüngsten Strukturanpassungen geraten ist, kann wegweisend werden. Der Zukunftsweg führt über die Emanzipation der Laien, die weniger am Priester- als vielmehr am Klerikermangel anzusetzen hat. Der nächste Wegabschnitt führt also ins Spannungsfeld von Amt und Charisma, eben dort ist der hierarchische Dualismus von Priestern und Laien zu überwinden. Die Aussagen von Altbischöfen (M. Aichern u. a.) können dabei auf die Sprünge helfen. Der neuen KA-Präsidentin ist zu wünschen, dass sie mit „überzeugenden“ (B. Brecht) Fragen Gehör findet.
Josef Kliemstein, Gunskirchen
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