KOMMENTAR_
Dass die Aufmerksamkeit beim Münchner Missbrauchsgutachten der Rolle von Joseph Ratzinger gilt, liegt in der Logik der Öffentlichkeit: Er wurde schließlich Papst.
Übersehen werden sollte aber nicht die Formulierung der Gutachter, an der von Ratzinger abgegebenen Stellungnahme lasse sich ein „authentischen Einblick“ in die Haltung eines kirchlichen Entscheidungsträgers gewinnen.
Damit ist klar: Es geht bei weitem nicht nur um Ratzinger.
Ein wichtiger Aspekt ist der Klerikalismus, der laut Gutachten zu einer „Wagenburgmentalität“ und zu „Abgrenzungstendenzen gegenüber einer kritischen Überprüfung des eigenen Handelns“ und der „Sanktionierung der Verantwortlichen“ geführt habe.
Papst Franziskus hat den Klerikalismus oft kritisiert. Was fehlt, ist der entscheidende Schritt: das Standeswesen der Kirche generell zu hinterfragen, also die Teilung in Kleriker- und Laienstand.
Ein Priester oder Diakon wird geschätzt, weil er ein guter Seelsorger und nicht weil er Kleriker ist. Dass die Kirche Klerikern eine besondere Stellung zuweist, ist in Bezug für Kontrolle und Transparenz schlecht.
Es hat zu der Haltung geführt, man müsse Kleriker schützen, um die Kirche zu schützen.
Dabei wären die Missbrauchsopfer – nicht als „Laien“ sondern als Menschen – zu schützen gewesen.
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