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Ein inzwischen „Ex“-Kardinal der römischen Kurie sitzt auf der vatikanischen Anklagebank. Das gab es noch nie. Giovanni A. Becciu soll bei Immobilienspekulationen an die 350 Millionen Euro in den Sand gesetzt haben. Teilweise stammt das Kapital auch aus dem Peterspfennig, den die Diözesen jährlich als Spende nach Rom überweisen. Mit dem Peterspfennig kann der jeweilige Papst bei Katastrophen helfen und auch den Kurienbetrieb aufrechterhalten. Dass die Diözesen sich an der Finanzierung der Kirchenzentrale beteiligen, ist ohne Wenn und Aber sinnvoll. Doch man fragt sich, warum noch nie eine Jahresbilanz des Peterspfennigs veröffentlicht wurde, die den Kriterien heutiger Finanzverwaltung entspricht. Selbstverständlich liegt die Verantwortung für seine ordnungsgemäße Verwendung beim vatikanischen Staatssekretariat und an einer Veruntreuung tragen nicht die Spender Schuld. Aber dass offensichtlich bislang keine Bischofskonferenz auf eine professionelle Bilanz gedrängt hat, ist in der Rückschau betrachtet ein schwerer Fehler. Die Frage hätte wahrscheinlich bis vor Kurzem als Majestätsbeleidigung gegolten. Aber der Aufruhr, den dieses Ansinnen in der Kurie erzeugt hätte, wäre ein ungleich kleinerer Schaden gewesen als das weltweite mediale Schlamassel und der Imageschaden, der nun über die Kirche hereingebrochen ist.
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