KOMMENTAR_
Gegen das Jahresende 1944 wurde Ransmayr, der wegen seines strafversetzten Vaters in Linz lebte, in seiner Heimatstadt Ried im Innkreis zum „HJ-Volkssturm“ einberufen, wo er militärisch ausgebildet wurde. Die „Gausturmkompanie 2“ wurde dann in Linz im „Paul-Haider-Hof“, bekannt als „Salesianum“, einquartiert. Dort notiert Ransmayr: „Montag, 26.2.1945: Schon um ½ 5 Uhr Wecken. Zur Übernahme von unglaublich vielen KZ-lern an der Steyregger-Brücke – sie kamen aus Mauthausen auf offenen Güterwaggons. Wenn diese ausgebrochen wären, wir hätten uns nicht zu helfen gewusst. Sie wurden in einem Lager in Kleinmünchen untergebracht. Wir mussten täglich außerhalb des Lagers auf die Übergabe der KZ-ler warten und brachten sie abends zurück. Die ausgemergelten Männer wurden zu Aufräumungsarbeiten nach Bombenangriffen eingesetzt. Manchmal haben wir Brot gesammelt. (Zum Verständnis: Meine Eltern wohnten am Freinberg, ich war Ministrant in der Pfarre St. Matthias, Kapuziner-Str.. Dadurch kannte ich den Bäcker. Er half uns.) So konnten wir den Gefangenen heimlich öfter Brot zustecken. Das musste immer blitzartig hinter dem Rücken der „erwachsenen Bewacher“ passieren. Es war lebensgefährlich. Die dankbaren Blicke der Hungernden werde ich nie vergessen. Bald hätte ich einen Passauer erschießen müssen, weil er nicht mehr arbeiten konnte. Mir wurde ganz schlecht, als mir dies der SS-ler befohlen hat. Glücklicherweise kam es nicht so weit. Ein Fliegerangriff kam dazwischen. Das Deckungs-Tohuwabohu hat den Plan in Vergessenheit geraten lassen.“
Den Text stellte Gottfried Gansinger aus Ried i. Ikr. zur Verfügung.
KOMMENTAR_
DENK_WÜRDIG
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>
BRIEF_KASTEN