
Bäuerin, Arbeiterin, Wohltäterin, Magd, Professorin, Lehrerin: Verschiedene Berufsfelder für Frauen gab es auch schon vor einem Jahrhundert. Wie aber wurden Frauen in Bildern dargestellt – und welche Frauen kamen gar nicht vor? Ein Rundgang durch den Mariendom zeigt gesellschaftliche Realitäten um 1900, ein genaues Hinschauen bringt dabei Erstaunliches zu Tage. Besonders die Gemäldefenster im Mariendom geben Aufschluss darüber, wie Frauen gesehen wurden. Der Idealtypus von Frau wird in den Bildern deutlich und reicht von devot, arbeitsam bis ewig-jugendlich, spendabel.
Die Führung „Dom.Frauen.Blick – Frauenbilder im Mariendom“ geht diesen Frauenbildern nach und stützt sich auch auf die Ergebnisse eines interdisziplinären Projektteams an der KU, die in der Broschüre „Licht Schatten Dasein“ zusammengefasst sind. Die Domfrauen konnten für ihre neue Idee, durch den Mariendom zu führen, darauf zurückgreifen. Projektentwicklerin und Koordinatorin Veronika Kitzmüller hat gemeinsam mit einem Team der Domfrauen das neue Programm entworfen. Am 5. Dezember wird die Führung, die insgesamt von acht Domfrauen angeboten wird, zum ersten Mal stattfinden.
Die 30 Domfrauen sind als Kunstprojekt erstmals 2018 in Erscheinung getreten. Mit ihren Lebensgeschichten und ihren individuell angefertigten Hüten lockten sie Hunderte von Besucher:innen in den Dom. Auch im Jubiläumsjahr 2024 „100 Jahre Mariendom“ traten die Domfrauen in Erscheinung. Veronika Kitzmüller, die die Idee der Domfrauen von Bamberg nach Linz geholt hat, beschreibt das neue Programm so: „Wir wollen den Blick auf die Frauen richten, die dargestellt werden, etwa Maria in ihrer unendlichen Jugendlichkeit. Wir schauen aber auch auf jene Frauen, die nicht dargestellt werden, etwa Mägde, Arbeiterinnen und Dienstbotinnen. Sie fehlen – und wir wollen auch diese Frauen würdigen.“ Auch gesellschaftspolitische Themen wie das Wahlrecht waren nicht so bedeutsam, dass sie in den Fensterdarstellungen ihren Niederschlag gefunden hätten. „Spannend finde ich, dass es heute noch Menschen gibt, die dargestellte Personen auf den Fenstern kennen. Wenn jemand sagt: ‚Das ist meine Urgroßtante‘, das ist schon Unikum.“ Bei den Führungen geht es auch darum, sich in das Leben der Menschen von damals „hineinzudenken“. Die Domfrauen verknüpfen dabei ihre persönliche Geschichte mit den Frauenbildern im Dom – und sind mit ihrem Markenzeichen sicher gut behütet.
Dom.Frauen.Blick, Start: 5. und 12. 12.,15–16 Uhr, dann an jedem 2. und 4. Freitag im Monat um 15 Uhr, Anmeldung im Domcenter: Tel. 0732 94600

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