Lesen Sie alle Beiträge zum Schwerpunkt Brucknerjahr 2024
Sie sind ein Musicalstar und auf vielen Bühnen präsent. Erst kürzlich konnte man sie in Wien in „Jesus Christ Superstar“ als Pontius Pilatus erleben. Wie legten Sie diese Rolle an?
Mark Seibert: Es ist eine interessante Rolle. Ich versuche den Konftlikt darzustellen, den Pilatus hat: Er könnte Jesus helfen, wenn dieser geständig wäre und er ihn als Scharlatan abtun könnte. Pilatus ist fasziniert von Jesus und ficht einen Kampf mit sich selber aus. Letztlich verurteilt er ihn und versucht seine Hände in Unschuld zu waschen.
Es gibt hier auch eine gesellschaftspolitische Komponente: Wir tragen Verantwortung für unser Tun, waschen aber auch gerne unsere Hände in Unschuld etwa in puncto Klimawandel oder Einsatz für Menschen am Rande. Wie sehen Sie das?
Seibert: Ich denke, dass alle das Gute wollen, niemand will auf Kosten anderer leben, obwohl wir uns genau daran gewöhnt haben. Ja, es wäre sehr unangenehm, Dinge aufzugeben. Man will das Gute, aber es darf halt nichts kosten. Ich schließe mich da ein.
Für mich geht es darum, den Schritt in die richtige Richtung zu tun, ich bin gegen ein Schwarz-Weiß-Denken. Jeder kann sich fragen, worauf er verzichten kann, aber das heißt nicht, dass ich nicht mehr „sündigen“ darf und auf alles verzichten muss. Es geht um das Dazwischen.
Wir sind in der Osterzeit, Auferstehung ist das zentrale Thema. Übersetzt heißt es, Hass, Tod, Gewalt haben keine Macht mehr, Vergebung und neues Leben sind möglich. Kennen Sie Momente der Auferstehung in ihrem Leben – im Alltag, auf der Bühne?
Seibert: Interessant, das so zu sehen.
Ja, Dinge können sich umkehren. Man hat einen Misserfolg, der zur Chance werden kann. Oder es gibt Streit und die Chance, sich wieder zu finden und sogar glücklicher zusammen zu leben.
Für die Bühne heißt das: Man darf sich von Niederlagen nicht kleinmachen lassen, Rückschläge muss man gut einstecken und immer wieder aufstehen.
Sie werden bei Klassik am Dom zu erleben sein: als künstlerischer Leiter der Musicalnacht „Tonight“ und als Sänger. Was haben Sie geplant?
Seibert: Meine Idee ist, ein breites Publikum mit einigen der schönsten Melodien anzusprechen und viele schöne Déjà-vus zu ermöglichen. Es erklingen Melodien aus „Les Miserables“, „Elisabeth“, „I am from Austria“ und vielen mehr. Ich möchte auch neue Zuseher:innen an das Genre heranführen – mit den angesagtesten Stars, die es zurzeit gibt, in einem schönen Rahmen, der gut zu diesem Ort passt.
Wer wird nach Linz kommen?
Seibert: Mit mir auf der Bühne stehen Roberta Valentini, Maya Hakvoort, Daniela Dett, Lukas Perman, Nienke Latten und Drew Sarich. Es ist nicht allzu oft, dass so viele Stars gemeinsam zu erleben sind. Unterstützt von der Liveband unter der Leitung von Herbert Pichler wird das ein fantastischer Abend. Ich werde auch als Moderator durch den Abend führen.
Was ist die größte Herausforderung für diesen Abend?
Seibert: Das Wetter! Open Air ist immer eine Herausforderung. Wenn das Wetter passt, wird es ganz besonders zauberhaft. Das kann auch kein Theater bieten.
Wenn Sie am 26. Juli kommen, wird ihr zweites Kind erst ein paar Tage alt sein. Sie nehmen die Vaterrolle sehr ernst. Wie geht es Ihnen mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie?
Seibert: Die klassische Rollenaufteilung ist vorbei. Die Papas können sich nicht mehr raushalten. „50:50“ wird mehr und mehr üblich. Es ist klar, dass ich auch meinen Teil beitragen möchte, da müssen alle Beteiligten – Mütter und Väter – Kompromisse eingehen. Es erfordert gerade in meinem Beruf sehr viel Flexibilität und Organisation, die einzelnen Funktionen und Aufgaben müssen in der Familie mehr aufgeteilt werden.
Klassik am Dom, 26. Juli, Tonight. Mit der Vorteilskarte der Kirchenzeitung gibt es 10 Prozent Ermäßigung, www.kirchenzeitung.at/vorteilskarte
Musicaldarsteller
Der deutsche Künstler (geboren 1979) begann sein Studium an der Musikhochschule Wien, wechselte dann ans Konservatorium Wien, wo er 2005 sein Studium abschloss. Sein BWL-Studium beendete er im Fernstudium. Er ist auf zahlreichen Musicalbühnen in Österreich und Deutschland zu Hause. Besonders mit der Rolle „Der Tod“ im Musical Elisabeth spielte er sich in die Herzen des Publikums. Er ist auch Teil der Musical Tenors.
Lesen Sie alle Beiträge zum Schwerpunkt Brucknerjahr 2024
BÜCHER_FILME_MUSIK
KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>
MEIST_GELESEN