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Inhalt:
Fünfbändiges Wörterbuch der Schärdinger Mundart und Umgangssprache

„Mein Lebensabendwerk“

Kunst & Kultur

Der Schärdinger Ernst Stöckl hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein Nachschlagewerk für die Mundartwörter seiner Heimat zu schaffen.

Ausgabe: 38/2021
21.09.2021
- Stefanie Hintringer
Ernst Stöckl schuf ein Nachschlagewerk.
Ernst Stöckl schuf ein Nachschlagewerk.
© oberoesterreichische nachrichten/volker weihbold

„Wenn ein Innviertler ins Reden kommt, dann hört er nicht mehr auf“, meint Ernst Stöckl lachend. Das könnte auch sein Interesse an der Innviertler Mundart und Umgangssprache erklären. Mit Wörtern und deren Herkunft hat der pensionierte Sozialarbeiter schon immer „a Freid“ gehabt. Daran, ein Wörterbuch zu verfassen, hat er jedoch nicht von Anfang an gedacht. Als nach seiner Pensionierung 2014 die „amateurhafte Zettelwirtschaft“, wie Stöckl seine Notizen zu bestimmten Wörtern aus der Innviertler Mundart nennt, ganz neue Dimensionen annahm, wurde der Plan, damit etwas zu schaffen, immer konkreter. Er wollte Wörter wie feigln, trawe oder urassn festhalten und wandte sich an Stephan Gaisbauer vom Linzer Stifterhaus, an Prof. Hermann Scheuringer von der Uni Wien und an Karl Stutz aus Passau. Durch diese Gespräche nahm das Wörterbuch langsam Gestalt an.

 

Vollständigkeit

Eigentlich wollte sich Stöckl auf 500 Seiten beschränken. Dass dies nicht ausreichen sollte, die Vielfalt der Innviertler Mundart und Umgangssprache zu erfassen, wurde schnell klar. „Man hat versucht, mich zu bremsen“, erzählt Stöckl, aber die Vollständigkeit seines Werkes war ihm einfach wichtig. Schlussendlich wurden fünf Bände geplant, von denen zwei bereits erschienen sind und der dritte nächstes Jahr auf den Markt kommen soll. Zusätzlich soll am Ende ein Ergänzungsband veröffentlicht werden, der Synonyma, Ergänzungen und Korrekturen zu bestimmten Wörtern auflisten wird.

 

Mundart im Wandel

Mundart unterliegt einem ständigen Wandlungsprozess. Daher handelt es sich beim Schärdinger Wörterbuch auch nur um eine Momentaufnahme. Wörter gehen verloren, es kommen neue dazu. Darüber solle man jedoch nicht traurig sein, meint Stöckl. Heute gibt es, vielleicht auch durch die Vernetzung von Menschen aus vielen verschiedenen Orten, größere überregionale Zusammenhänge in der Sprache. Früher waren die Dialekte von Ort zu Ort unterschiedlich. „Das kann man gut oder schlecht finden“, meint Stöckl. Generell erfährt jedoch die Mundart einen Aufschwung: „Man hat heute keine Scheu mehr, im Dialekt zu reden“, sagt Stöckl. Eine Entwicklung, die man nur begrüßen könne. Was Stöckl abstoßend findet, ist die krampfhafte Verwendung von Mundart, wie man es aus manchen Schlagertexten oder der Werbung kennt.

 

Zur Sache

Ernst Stöckl zeigt in seinem Schärdinger Wörterbuch die Vielfalt der Mundart und Umgangssprache seiner Heimat auf. Die einzelnen Wörter werden etymologisch beschrieben, ihre unterschiedlichen Bedeutungen aufgelistet und in Mundartsätze, die Stöckl seinen Innviertler Landsleuten in den Mund legt, eingebettet. So sollen auch die Menschen hinter der Sprache sichtbar werden. Durch das Wörterbuch sollen auch Wörter, die heute nur noch selten verwendet werden, festgehalten und so verhindert werden, dass sie in Vergessenheit geraten. Das „Schärdinger Wörterbuch“ erscheint in fünf Bänden. Zwei davon sind bereits erschienen. Band 3 wird voraussichtlich im Sommer 2022 auf den Markt kommen und die Buchstaben I-M behandeln.
Ernst Stöckl: Schärdinger Wörterbuch der Mundart und Umgangssprache. Band 1 (A-D) und Band 2 (E-H). Verlag Plöchl, je € 65. Bestellungen direkt beim Autor Tel. 0676/7724876 oder Mail: ernst.stoeckl@gmx.net.

 

Schon gehört?

Briar

Sf. Brühe; briarn. Ahd. brod, mhd. brüeje, urspr. ‚heiße Flüssigkeit‘, dann ‚Fleischbrühe‘; vgl. ‚brodeln‘.

1. Durch Kochen von Nahrungsmitteln (bes. von Fleisch, Knochen) gewonnene (nahrhafte ) Flüssigkeit, Suppe: Du muasst iazan a  kreftëgë henabriar mit an oar drin lëffën, dast wida wiarst!

2. Unansehliche, stinkende, trübe, dickrinnende Flüssigkeit

3. Abgestandenes Bier, schlechter Kaffee: Wos ins der heint wida fiar a briar heargstoit håt!

 

ewë

Adj. ewig; auf das Dt., Nl. beschränkte Adj. (mhd. ewic, ahd. ewig, nl. eeuwig); abgel. vom unter ‚Ehe‘, E behandelten, im Dt. untergegangenen Subst. (mhd. e[we], ahd. ewa ‚Ewigkeit‘), das wiederum verw. ist mit got aiwis, lat. aevum jwls. ‚Zeit, Leben, Ewigkeit‘. Im Dt. wird ‚e.‘ schon bei Notker, häufiger jedoch erst ab 18.s auch außerhalb des christlichen Bereichs verwendet;.

1. Unendlich in der Zeit; nie enden wollend, endlos, unermesslich; kirchenspr. ‚für immer‘: Nix dauat ewë!

2. Sehr lange, zu lange (dauernd) und daher lästig; pausenlos; ‚in einer Tour‘: Dës dauat jå ewë , bis das dë du ånzong håst!

3. Fügungen: a s‘ewë lëbm, an ewëng fridn.

 

fëanzn

Vb., keine standspr. Entsprechung; Lit. bietet hpts. ‚feanzen, fienzen‘ an; mhd. vienen; mhd. vanz und dazu Dem vanzelin (kleiner) Schalk, Betrug‘; auch ‚Spötter‘; verhöhnen, spötteln; auf Schaufel nehmen, sich lustig machen, zynisch herausfordern: I bi do nët då, das a më vo eich då lång fëanzn lou!


Weitere Bedeutungen, Wörter und Beispielsätze sind im Schärdinger Wörterbuch der Mundart und Umgangssprache zu finden. Machen Sie mit! Nennen Sie uns Wörter, die typisch für Ihre Region sind. Senden Sie eine E-Mail an kultur@kirchenzeitung.at

© Verlag Plöchl
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