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Die Vorbereitungen für das nächste Chorprojekt waren abgeschlossen, die neuen Probentermine fixiert, da kam Corona dazwischen: Chorleiterin Marina Ragger musste sich schweren Herzens entschließen, die Probenarbeit für ihren Chor „Vocamus“ auf Eis zu legen. Ein Schicksal, das sie mit tausenden Chorleiterinnen und Chorleitern in Österreich teilt. Und so wie es derzeit aussieht, ist Chorsingen in gewohnter Form erst wieder im Herbst 2020 möglich. Ernüchternde Aussichten für begeisterte Sänger/innen und ebensolche Chorleiter/innen.
Nach einem Balkonkonzert mit Nachbarn und einer schlaflosen Nacht wächst Mitte Märze eine Idee bei ihr: „Auch wenn wir getrennt sind, können wir doch gemeinsam singen?“, so ihr Zugang. Sie überlegt, welches Lied für ihren Chor passen würde. Nach längerer Suche stößt sie auf „Kein schöner Land“. Beachtlich, was es alles zu bedenken gilt: Wer hat die Rechte für dieses Lied? Gibt es einen Chorsatz, der verwendbar ist? Was ist zu berücksichtigen, stellt man das Video auf „YouTube“ – und das Wichtigste: Wollen die Chormitglieder überhaupt mitmachen? Dazu müsste jede/r ihre/seine Stimme zuhause aufnehmen, Atmung, Tempo und Phrasierung müssen wie aus einem Guss klingen. Ist das zu schaffen? An dieser Stelle ist Ragger als Chorleiterin besonders gefragt. Sie singt alle Stimmen von Sopran bis Bass mithilfe ihres Smartphones ein. Dann baut Marina Ragger mit ihrem Partner zuhause ein Tonstudio auf. Auf den Bildschirmen werden die einzelnen Stimmen gezeigt, geschnitten und zusammengeführt. „Kein schöner Land“ mit dem „Marina-Chor“ erklingt. Dieses Tondokument schickt sie an ihre Chormitglieder und lädt diese zum Mitmachen ein. Marina Ragger ist neugierig: „Werden meine Sängerinnen und Sänger mitsingen?“
Es dauert nicht lange und die Mails der Chorsänger/innen trudeln bei der Quarantäne-Chorleiterin ein: „Mir ist das Chorsingen schon so abgegangen. Super, dass wir wieder gemeinsam singen!“, waren die Rückmeldungen. Mit dem „Marina-Chor“ im Ohr, der über den Kopfhörer erklingt, wird ein gemeinsames Atmen ermöglicht, jede/r nimmt ihre/seine Stimme auf und schickt diese wieder zurück an die Chorleiterin. Sie führt alle Stimmen in ein Tondokument zusammen. Das Ergebnis steht nun als Video – mit schönen Landschaftsbildern gestaltet – auf „YouTube“ zum Reinhören: Beeindruckend, wie trotz des Getrenntseins der Chorklang als gemeinsames Ganzes ertönt.
Ganz allgemein erlebt Ragger die Corona-Phase auch als Zeit der Möglichkeiten: „Mir wird die Zeit zu knapp. Ich habe viele Ideen, gestalte jetzt einen eigenen Blog zu verschiedenen Themen: Mit welchen Programmen kann man aufnehmen und schneiden? Wie geht Noten setzen? Ich schreibe sehr gerne und teile auch gerne mein Wissen. Dann können auch andere davon profitieren.“ Erst kürzlich hat sie mit ihrem Partner eine Band gegründet und schreibt dafür eigene Lieder. „Ich versuche diese Zeit positiv und hoffnungsfroh zu sehen. Aber ich weiß natürlich, dass es für freischaffende Künstler schwierig ist.“ Mit ihrem Blog und als Mitarbeiterin im Kirchenmusik-Referat gibt sie Tipps, damit alle gut durch diese Zeit kommen und der Kontakt zueinander nicht abreißt.
Hören Sie selbst: "Kein schöner Land" - Getrennt und doch vereint:
• Tipps für Chorleiter/innen und Sänger/innen. Marina Ragger hat eine eigene Website: www.marinaragger.at. Dort ist auch ihr Blog zu finden – mit vielen praktischen Tipps zum Notenfinden, Musikaufnehmen und -schneiden sowie Videosgestalten. Auch das Kirchenmusikreferat gibt regelmäßig Anregungen für Chorleiter/innen weiter und hat Lieder zum Mitsingen bereitgestellt: www.dioezese-linz.at/institution/8121
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