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Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Kirchendach, ein Handymast im Kirchturm, eine neue Gestaltung für den Kirchenraum? – Für all das braucht es den Denmalschutz. Mehr als die Hälfte der denkmalgeschützten Objekte in Oberösterreich stehen im kirchlichen Eigentum: Dazu zählen mehr als 1.100 Kirchen, 1.500 pfarrliche Bauten und 3.000 Kapellen.
Bei dieser Vielzahl an Objekten treffen Kirche und Denkmalschutz oft aufeinander. Die Herausforderung in der Zusammenarbeit sieht Abteilungsleiterin Petra Weiss vom Bundesdenkmalamt (BDA) in Oberösterreich darin, dass „Kirchen, Ortskapellen, Pfarrhöfe und deren zugehörige Ausstattung starke, generationenübergreifende Identifikationspunkte für Gläubige sind. Sie sind im Leben der Gläubigen verankert und Bestandtteil der gelebten religiösen Praxis. Die Pfarrmitglieder haben daher oft – berechtigterweise – einen emotionalen Zugang zu manchen Fachfragen. Die Herausforderung besteht darin, alle Wünsche und Interessen der Pfarrgemeinde mit den fachlichen Vorgaben zu einem gemeinsamen, tragfähigen Kompromiss zu verbinden.“ Genau das ist es, was Weiss schätzt: „Dieser Kommunikationsprozess ist aus meiner Sicht aber auch das Schöne meiner Tätigkeit und der meiner Mitarbeiter/innen.“
Aufgabe des Denkmalschutzes ist die Erforschung und Erfassung des österreichischen Denkmalbestandes und die anschließende Unterschutzstellung. Die Denkmalpflege umfasst die laufende Betreuung von Restaurierungen, Konservierungen und die Instandhaltungen von denkmalgeschützten Objekten: „Sie legt den Rahmen für mögliche bauliche Veränderungen fest“, erklärt Petra Weiss und ergänzt: „Die Erhaltung dieses kulturellen Erbes liegt im gesellschaftlichen Interesse und stärkt das Kulturbewusstsein.“
Spannend ist die Zusammenarbeit von Kirche und Denkmalschutz auch deshalb, weil „als Eigentum einer Religionsgemeinschaft fast alles unter Schutz steht, auch wenn die Objekte derzeit nicht in Verwendung sind“, wie Judith Wimmer vom Diözesankonservatorat erklärt. Das gilt auch für alle Bestandteile einer Ausstattung, die mit dem Gebäude „mitgeschützt“ sind: Altäre, Kerzenständer, Gemälde und Textilien. Sie alle sind zudem im diözesanen Kunstgutinventar erfasst. Judith Wimmer ist auch kirchliche Ansprechpartnerin für Fragen rund um Denkmalschutz und -pflege.
Der Denkmalschutz macht historische Schätze wieder sichtbar. „Jede fertig gestellte Restaurierung ‚spricht‘ nach ihrer Fertigstellung zu uns. Gerade Sakralbauten und -räume als hochaufgeladene Objekte verlangen nach Qualität. So sollte nach einer Restaurierung der Kirchenbau selbst oder der Innenraum wieder schlüssig erlebbar sein.“ Nach einer gelungenen Restaurierung – wie etwa der Pfarrkirche Peuerbach oder der Landerlkapelle in Strohheim – können sich alle Beteiligten über das Gesamtergebnis freuen.
Der Denkmalschutz gilt auch als Verhinderer und hat mancherorts ein schlechtes Image. Wie sich Konfliktfelder lösen lassen, dazu sagt Petra Weiss: „Eine Patentlösung gibt es dazu nicht. Das wirklich Wesentliche ist die offene, respektvolle Kommunikation. Das gegenseitige Zuhören und das Bemühen, immer wieder einen gemeinsamen Weg zu finden. Vor allem bei Konfliktfeldern – etwa der Anbringung von Photovoltaikanlagen – ist der beschriebene Dialog ausschlaggebend. Hier braucht es auf beiden Seiten die Bereitschaft, auch einmal vom dogmatisch Fachlichen abgehen zu können.“ Aufeinander zugehen: Das braucht es auch beim Denkmalschutz.
„Das BDA und hier im Speziellen die Abteilung für Oberösterreich setzt mit den Pfarren der Diözese Linz viele sehr gelungene Projekte um. Ich möchte hier aus Respekt und Anerkennung den zahlreichen freiwilligen Helfern und Ehrenamtlichen auf diesem Weg meinen großen Dank aussprechen! Ohne diesen Einsatz wären erfolgreiche Projekte nicht möglich“, sagt Weiss. – Eine Erfahrung, die auch die vielen Pfarrberichte bestätigen.
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