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Die „Wagenlehnerhexe“ kennt in Bad Zell jedes Kind. Die Wagenlehnerin, eigentlich Magdalena Grillenberger vom Wagenlehnerhof, und ihre sieben Kinder wurden der Hexerei angeklagt. Nach einem drei Jahre dauernden Prozess wurden sie zum Tode verurteilt und 1731 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Die Leidensgeschichte der Familie ist in Prozessakten erhalten geblieben. Sie berichten von Geständnissen, die unter Folter gemacht wurden: Hostienfrevel und Tierverhexung bis hin zur „Vermischung“ mit dem Teufel.
Dass die Wagenlehnerin bis heute als Hexe bezeichnet wird, wollte die Bad Zeller Pädagogin und Autorin Zita Eder nicht auf sich beruhen lassen. Vor drei Jahren bat sie den Regisseur und ehemaligen Richter Wolfgang Aistleitner, ein Theaterstück zu schreiben. Die Würde der Wagenlehnerin sollte wiederhergestellt werden. Am 21. September wird „Die Hexenmacher“ in Bad Zell uraufgeführt.
„Ich vermute, dass der Prozess damals aus politischen Gründen geführt wurde“, sagt Wolfgang Aistleitner. Denn die Zeit der Hexenprozesse hatte im 18. Jahrhundert schon ihren Höhepunkt überschritten. Die Ideen der Aufklärung breiteten sich von Frankreich her aus. Sie bestärkten darin, den Verstand zu gebrauchen, und hinterfragten die Ansprüche der Herrschenden. Wolfgang Aistleitner kann sich vorstellen, dass weltliche und geistliche Herrschende eine Strategie entwickelt haben, um den liberalen Strömungen entgegenzuwirken. Deshalb handelt eine Szene im Stück davon, wie der Fürst den Bischof davon überzeugt, die Hexenverfolgung wieder aufzunehmen. Jeder und jede konnte der Hexerei bezichtigt und verhaftet werden. Nur die Figur des Beichtvaters erkennt diese Mechanismen. Er sagt zur Wagenlehnerin, die von Todesangst gezeichnet ist, dass sie sich nicht vor der Hölle fürchten müsse: „Die Leut’, die uns Angst machen, damit sie über uns herrschen können, vor denen musst du dich fürchten.“
Die Laiendarsteller/innen, Chor und Orchester – fast alle aus Bad Zell – machen die damaligen Geschehnisse auf der Bühne auf eindrucksvolle Weise lebendig. Die Kostüme sind historisch, aber die Ereignisse sind erschreckend aktuell. Sündenböcke werden gesucht und gefunden. Opfer werden zu Tätern gemacht. Die tratschenden Nachbarn sind sich einig: Die Opfer sind selbst schuld an ihrem Unglück.
Am Ende trägt die Wagenlehnerin das Totenhemd. Sie steht umschlungen von ihren sieben Kindern im Himmel. Ihre Hinrichtung sei im Namen Gottes geschehen, sagen die Richter. „Der Herrgott hat si ned segn lassn“, sagt die Wagenlehnerin.
Alle Vorstellungen beim „Wirt in Zellhof“ sind restlos ausverkauft. Eine DVD ist unter www.diehexenmacher.at bzw. Tel. 07263/75 16 erhältlich.
Die Anrufung der Magie habe bereits seit dem 13. Jahrhundert als Sünde gegen den christlichen Glauben gegolten, schreibt der Historiker Manfred Scheutz. Nach seinen Erhebungen gab es im Zeitraum zwischen 1570 und 1732 in Oberösterreich insgesamt 78 Hinrichtungen, 50 der Opfer waren Männer und 28 Frauen. Die meisten Todesurteile gab es in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Der späte Hexenprozess gegen die Familie Grillenberger vom Wagenlehnerhof in Zell dem heutigen Bad Zell) von 1729 bis 1731 war der vorletzte in Oberösterreich. Die theoretischen Grundlagen für die Hexenverfolgung wurde von der katholischen Kirche entwickelt und in dem Buch „Hexenhammer“ festgehalten. Doch die weltlichen Gerichte hätten die Verfolgung und Verurteilung übernommen, schreibt die Autorin Zita Eder in dem soeben erschienenen Buch „Hexen.Wahn. Der Wagenlehnerprozess“. Darin werden u. a. der historische Hintergrund und die Dokumente des Prozesses beleuchtet sowie die Entwicklung der Hexenverfolgung.
Gedenkstein. Zita Eder wohnt seit einigen Jahren auf dem Wagenlehnerhof. Das hat sie dazu motiviert, ein Theaterstück anzustoßen. Das große Interesse der Bad Zeller Bevölkerung an „Die Hexenmacher“ zieht Kreise: Die Gemeinde wird in Zusammenarbeit mit der Pfarre einen Gedenkstein errichten.
Hexen.Wahn. Der Wagenlehnerprozess 1729–1731. Zita Eder (Hg.), Verlag Bibliothek der Provinz 2018, 210 Seiten, 20 Euro.
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