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Sie gehören hierher: „Dieser Altar hat hier seine Funktion. Hunderte von Menschen haben hier vor dem Flügelaltar ihre Anliegen deponiert, ihr Leid hierher getragen und hier Trost gefunden – und es ist schön, dass die Tafeln nun wieder zurückkommen“, so formuliert Michael Vigl seine Freude über die Rückkehr der gotischen Tafeln. Er ist stellvertretender Leiter der Abteilung für Konservierung und Restaurierung im Bundesdenkmalamt. Bis 14. September ist er mit seinen zwei Kolleginnen Julia Amann und Ulrike Palm in der Hallstätter Pfarrkirche täglich von 8 bis 18 Uhr anzutreffen. Gemeinsame Kaffeepause gibt es keine, denn die Restaurierwerkstatt befindet sich im Seitenschiff der Kirche und darf nicht unbeobachtet bleiben. Zu kostbar sind die Objekte, die hier in den Händen der Restauratorinnen und Restauratoren liegen.
Gegenwärtig werden Teile des Rahmens und die mittig angebrachten, nicht gestohlenen und in der Kirche verbliebenen Altarbilder vor Ort restauriert und konserviert. Die Restauratoren wollen „dem Altar alles geben, was er braucht, damit er wieder zur Geltung kommt“, erklären Vigl und Amann. Blasen und Risse werden behutsam bearbeitet: Festigen, Kitten und Retuschieren gehören zu den Arbeitsschritten, Oberflächenverschmutzungen werden entfernt. Die Kunst ist, das Notwendige zu tun, um das Werk zu erhalten. „Es geht darum, den Verfall zu stoppen, das Werk soll aber authentisch sein“, erklärt Amann. Die Tafeln sind aus Holz, lebendiges Material verändert sich. Der gewachsene Zustand darf sichtbar sein.
Beeindruckend ist auch, was dem Altar geholfen hat, hier zu überleben: „Zum Beispiel hat ein Hallstätter namens David Binder den Mensaaufsatz im Jahr 1896/97 neu gemacht. Den Eintrag entdeckten wir jetzt auf der Innenseite des Aufsatzes“, erzählt Amann mit leuchtenden Augen. Hier in Hallstatt arbeiten zu dürfen, ist auch für die mit der Restaurierung Befassten etwas Besonderes. Ein „Highlight“ nennt es ihre Kollegin Ulrike Palm. Auch sie ist froh, dass die Tafeln nicht im Museum landen, sondern hier in die Kirche zurückkehren: „Die Bevölkerung kann sich darauf freuen, dass der Altar und der Raum – mit Taufstein – wieder genutzt werden können“. Die gute Zusammenarbeit mit Pfarre und Kunstreferat wird vom Restauratorenteam betont. „Das Interesse ist groß: bei der Pfarre und auch bei den Touristen“, berichtet Amann.
Der Altaraufbau wird in den kommenden Tagen neu verankert – und vermutlich am Freitag, 14. September folgt dann der große Augenblick: Die gestohlenen und bereits in Wien restaurierten Tafeln werden samt Flügeltüren wieder eingehängt. Dann ist der gotische Altar wieder komplett, für viele ein kleines Wunder.
Die Freude über die Rückkehr der vier gotischen Tafeln in die Pfarrkirche Hallstatt ist bei allen Beteiligten – Pfarrgemeinderat, Bundesdenkmalamt und Kunstreferat – groß. Schon nach der Wiederauffindung durch die italienische Polizei und der Übergabe der Tafeln im Herbst 2017 sprachen die Kunstexperten damals von einem „Wunder“. Nach über
30 Jahren sind die 1987 gestohlenen Altartafeln nun wieder zu Hause angekommen. Die Pfarre wird diese „freudige Überraschung“, wie PGR-Obmann Reinhard Kerschbaumer es nennt, am ersten Adventsonntag im Rahmen der Barbarafeier entsprechend würdigen. Und selbstverständlich wird das wertvolle Kunstgut ab sofort elektronisch gesichert.
Der Altar, der Salzberg und die Bergleute haben eine gemeinsame Geschichte, erzählt PGR-Obmann Reinhard Kerschbaumer. Der Altar stand ursprünglich in der Hauerkapelle am Hallstätter Salzberg und sollte später entsorgt werden. Die Bergleute hätten sich jedoch geweigert, den Altar zu zersägen, und hätten diesen versteckt. Später sei der Flügelaltar in der Pfarrkirche aufgestellt worden. Deshalb habe man sich nun entschieden, im Rahmen der Barbarafeier die Rückkehr des Altars zu feiern, so Kerschaumer. Die vier gestohlenen Tafelbilder aus dem gotischen Altar der Pfarrkirche sind im Herbst 2017 nach Oberösterreich zurückgebracht worden. Sie waren 1987 bei einem nächtlichen Einbruch aus der Pfarrkirche gestohlen worden und waren 30 Jahre verschollen. Damals wurden Kopien in Schwarz-Weiß als Ersatz für die gotischen Tafeln angefertigt und ohne Verleimung eingesetzt worden. Lange Zeit genoss ein privater Sammler in Italien die Schönheit der Originale. Als dieser starb, konnten seine Erben nichts mit dem wertvollen Kunstgut anfangen. DieWare kam auf den Kunstmarkt, aufmerksame Carabinieri entdeckten sie dort und stellten sie sicher. Im November 2016 wurden die Tafeln von Diözesankonservator Hubert Nitsch identifiziert. Die Diözese Linz verfügt über ein vollständiges Kunstgutinventar, in dem über 130.000 Kunstobjekte mit Foto und Datenblatt erfasst sind – auch die Hallstatt-Tafeln.
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