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„Sie ist vertraut, überraschend, sie inspiriert und beflügelt, sie tröstet und beglückt, sie fördert und fordert, denn sie selbst braucht natürlich auch Zuwendung und Pflege“. – Wer so spricht, muss ein inniges Verhältnis zu ihr haben, und wer den Linzer Domorganisten kennt, weiß, wen er meint: die Rudigierorgel im Mariendom. Sie wird als „eine der herrlichsten Orgeln der Welt“ bezeichnet und Kreuzhuber ist mit ihr seit vier Jahrzehnten fest verbunden. Auch die Kunst der Improvisation pflegt er mit ihr ganz famos, wie es sich für einen Nachfolger von Anton Bruckner gehört.
Nicht nur für sein Engagement als Domorganist, sondern für sein ganzes kirchenmusikalisches Schaffen bekommt er Ende Jänner die „Orlando di Lasso“-Medaille von Bischof Manfred Scheuer überreicht. Coronabedingt sind die Rahmenbedingungen für die Feier noch offen, fix ist: Er erhält sie.
Kreuzhuber ist Domorganist, er improvisiert und komponiert und ist Leiter des Diözesankonservatoriums. Er hat einen Lehrauftrag an der Anton Bruckner Privatuniversität. Maßgeblich hat er am Orgelbuch für das neue Gotteslob mitgewirkt (Österreich-Teil), er ist Vorsitzender der österreichweiten und diözesanen Orgelkommission.
Die Medaille wird von den Cäcilienvereinen deutscher Sprache verliehen und gilt als höchste kirchenmusikalische Auszeichnung im deutschen Sprachraum, ein internationaler Wirkungsbereich ist Voraussetzung dafür. Arvo Pärt oder John Rutter haben diese Auszeichnung ebenfalls erhalten, sich mit ihnen verbunden zu wissen, freut Kreuzhuber zusätzlich.
Kreuzhubers Bemühen ist das Muzisizieren auf höchsten Niveau: „Man kann nur jemand begeistern, wenn man dafür brennt.“ Das weiterzugeben, was einen zutiefst bewegt, ist eines seiner Motive für seine Lehrtätigkeit. Durch Musik und hier besonders durch die Orgelmusik könne man die Verbindung von Musik und Liturgie sichtbar machen: Was steckt hinter einem Werk? Worum ging es dem Komponisten? In welcher Zeit wurde das Stück geschrieben und für wen?
Das sind nur einige der Fragen, die beim Erarbeiten eines Werks wichtig sind. „Musik ist auch eine Form der Exegetik. So kann man ergriffen sein von Glaubensinhalten und dies auch musikalisch umsetzen“, meint Kreuzhuber. Die dahinterliegende Haltung würden die Menschen spüren, ist seine Erfahrung. Besonders mag er sogenannte „Liedpredigten“. Wenn Musik und Liturgie als eines gedacht werden: Bibelstelle, Predigt und Musik gehen inhaltlich aufeinander ein, die Musik gestaltet aus, was vorher in der Predigt Thema war.
Immer noch zu wenig im Fokus ist, dass Kirchenmusik auch eine pastorale Aufgabe hat und diese auch seit Jahrzehnten erfüllt. Kreuzhuber bringt als Beispiel den Kirchenchor: Die Chorsänger/innen treffen sich in der Pfarre, wöchentlich wird Musik erarbeitet und Gemeinschaft gepflegt. Gespannt ist er, welchen Stellenwert (Kirchen-)Musik im neuen Strukturprozess zukommt.
Wo wird sie in den Pfarren verankert? Passionen, Requien oder die Krönungsmesse von Mozart sorgen jedenfalls nicht nur in Konzerthäusern, sondern auch in den Kirchen für volle Bänke, weiß Kreuzhuber. Menschen lassen sich davon berühren.
Ob Orgelmusik in der Liturgie oder als Konzertereignis: Kreuzhuber ist immer noch angetan von den vielen Klangfarben seines Lieblingsinstruments: „Die Orgel spielt in meinem Leben eine zentrale Rolle.
War es einerseits das Instrument Orgel, dessen Faszination mich seit frühen Kindheitsjahren nicht mehr losgelassen hat, so konnte ich in den letzten beinahe 40 Jahren als Domorganist an einer der schönsten Orgeln der Welt im Linzer Mariendom musizieren.“ Immer wieder neu lasse er sich von ihr begeistern, sagt er. Das gilt nicht nur für ihn, sondern auch für sein Publikum.
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