Der Salzheilige

Am 24. September feiern die Salzburger ihren Landespatron, den hl. Rupert (Rudbertus, Ruprecht), nach dem sogar ein Teil Bayerns, der ehemals salzburgische „Rupertiwinkel“, benannt ist. Der Heilige war hochadeliger Herkunft und mit den fränkischen Königen, den Merowingern, eng verwandt. 

Als er vom Bayernherzog Theodo II. († um 717) nach Regensburg berufen wurde, ging er von dort nach Lorch (Lauriacum), um die Awaren zu missionieren. Als dies wegen der Kriegssituation nicht möglich war, zog er über Seekirchen nach Salzburg, wo er um 696 die Erzabtei St. Peter und 711/712 das Frauenkloster auf dem Nonnberg gründete. 

Von Herzog Theodo II. erhielt er zahlreiche Schenkungen, darunter 20 Salzpfannen bei Reichenhall, was sein späteres Attribut, das Salzfass, erklärt. Er starb 718 wahrscheinlich in Worms. Am 24. September 774 ließ Bischof Virgil seine Reliquien nach Salzburg in den neu errichteten Dom überführen, weshalb das Rupertifest und der Rupertikirtag bis heute an diesem Tag gefeiert werden.

ETWAS VERSTECKEN

Während Rupert in Salzburg und Bayern zu den am meisten verehrten Heiligen gehört, finden sich in Oberösterreich nur wenige Darstellungen. Eine davon steht im Aufsatz (Gesprenge) des Flügelaltars von St. Michael ob Rauchenödt, so versteckt, dass sie lange nicht erkannt wurde.

Sieht man genau hin, entdeckt man dort zwischen den Heiligen Sebastian und Florian einen Bischof mit einem Salzgefäß. Dass der hl. Rupert hier als „Salzheiliger“ dargestellt ist, erklärt sich wohl aus der Lage des Orts an einer Route des Linzer Steigs, über den einst das Salz von Linz über Freistadt nach Budweis gebracht wurde. 

RARITÄT

Der bunt gefasste und vergoldete Flügelaltar entstammt der spätesten Phase der Gotik und gehört zu den wenigen vollständig erhaltenen Werken. Dass sich im Mühlviertel relativ viele spätgotische Altäre erhalten haben, ist aus der regen Bau- und Ausstattungstätigkeit nach den Verwüstungen durch die Hussitenkriege erklärbar.

Anders als in reicheren Gebieten blieben gotische Kirchen später baulich unverändert und „Barockisierungen“ beschränkten sich oft auf die Seitenaltäre, so auch in St. Michael ob Rauchenödt. 

Umrahmt von reichem, üppig wucherndem Maßwerk mit gedrehten und gebogenen Fialen, steht im Mittelschrein der Kirchenpatron Michael, begleitet von Nikolaus, dem Patron der Mutterpfarre Grünbach, und Stephanus, dem Patron der Diözese Passau.

Diese Figuren sind stilistisch älter und wurden vielleicht vom früheren Hochaltar in den jetzigen übernommen. Auf den Flügelreliefs werden Szenen aus dem Leben der Heiligen Nikolaus und Stephanus gezeigt. Auf der Predella sind Nothelfer in zeitgenössischer Tracht zu sehen.

Der Schrein birgt eine ausdrucksstarke Figurengruppe der Krönung Mariens mit typischen Merkmalen des sogenannten Donaustils. Ähnliche Züge trägt auch die Figur des hl. Rupert. 
 

TIPP

So., 1. 10. | 9:00 Uhr
Wortgottesfeier zum Patrozinium des hl. Michael 
Gestaltung mit Musikverein Grünbach, anschließend Agape