Im Interview spricht sie über die Problematik von Fast Fashion, die Zielgruppe des Kleiderkammerls und was der Solidaritätspreis der Diözese Linz bewirkt hat.
Wie oft habt ihr das Kleiderkammerl schon organisiert und was ist die Idee dahinter?
Sabrina Schwaighofer: Beim Kleiderkammerl sind Leute eingeladen, Kleidung zu spenden, die in weiterer Folge in gemütlichem Ambiente verkauft wird. Den Erlös spenden wir an den Sozialfonds der Pfarre, mit dessen Hilfe Menschen in schwierigen Lebenssituationen in Bad Ischl schnell geholfen wird. Wir haben das jetzt schon das dritte Mal gemacht. Ende Mai war vorläufig die letzte Ausgabe des Kleiderkammerls. 5000 Stück Kleidung hatten wir dabei im Angebot.
Wieviel organisatorische Arbeit steckt im Kleiderkammerl?
Schwaighofer: Bei der ersten Ausgabe des Kleiderkammerls haben wir schon ein halbes Jahr gebraucht, um es zu organisieren, weil das auch für uns alle im Vorbereitungsteam Neuland war. Außerdem war es in der Pandemie noch schwieriger, ob wir das machen dürfen, weil da Lockdown war. Beim zweiten und dritten Mal haben wir mehr Erfahrung gehabt. Wir haben uns die Arbeit so aufgeteilt, dass es gut machbar ist. Derzeit sind wir im Organisationsteam zu fünft, bei der Annahme haben wir aber immer ein paar Helferlein mehr. Vor allem die paar Tage vor dem Verkauf sind ziemlich intensiv.
Welche Kleidung wird von den Leuten zu euch gebracht?
Schwaighofer: Es ist mehr Damenkleidung als Herrenkleidung. Für die Männer sind es eher die Trachten oder Hemden und Anzüge, die dabei sind. Die Marken, die wir reinbekommen, sind unterschiedlich: Vom H & M-T-Shirt bis zum edlen Kostüm von Gerry Weber ist alles dabei. Besonders bei den Trachten sind sehr wertvolle Stücke beim Kleiderkammerl zu finden.
Wie ist die Qualität der Kleidung, die beim Kleiderkammerl abgeben wird?
Schwaighofer: Das meiste ist von sehr guter Qualität, die wenigen kaputten Stücke sortieren wir aus. Insgesamt funktioniert das sehr gut, weil wir eine Checkliste für die Leute geschrieben haben, an die sich die meisten halten.
Wie ist Ihr persönlicher Bezug zur Mode?
Schwaighofer: Ich bin in die Modeschule Ebensee gegangen und habe dort maturiert, insofern habe ich schon einen engen Bezug zu Mode. In der Schule haben wir uns übrigens intensiv mit der Problematik der Fast Fashion beschäftigt.
Was ist Fast Fashion, was ist das Problem dahinter?
Schwaighofer: Damit Kleidung regelmäßig gegen neue Ware, die im Trend ist, ausgetauscht werden kann, ist muss sie sehr schnell hergestellt und geliefert werden. Die Arbeitsbedingungen in den Kleiderfabriken sind sehr schlecht, viele Menschen werden dort ausgebeutet. Manche – darunter auch Kinder – müssen jeden Tag und ohne Pause arbeiten und bekommen sehr wenig Geld.
Dazu kommt, dass Fast Fashion meist in schlechter Qualität produziert wird. Dadurch entsteht sehr viel Abfall. Der wird meistens verbrannt oder in Gewässern entsorgt. Vor allem deswegen sind Secondhandmode und die längere Nutzung von Kleidung ein wichtiger Beitrag, um dem etwas entgegenzusetzen.
Wer nützt euer Angebot?
Schwaighofer: Wir sprechen vor allem viele Teenager an, vielen von ihnen ist es wichtig, sich ihre Kleidung Secondhand zu besorgen, auch aus den eben genannten Gründen. Was außerdem auffällt: Es kommen viele Leute, die es sich leisten könnten, woanders einzukaufen. Alle soziale Schichten kaufen bei uns ein, das ist sehr positiv.
Haben Sie selbst schon etwas Passendes gefunden?
Schwaighofer: Wir kaufen teilweise auch selbst beim Kleiderkammerl ein. Wir alle haben beim Solidaritätspreis übrigens Teile vom Kleiderkammerl angehabt.
Was war die ursprüngliche Motivation, das Kleiderkammerl ins Leben zu rufen?
Schwaighofer: Wir, also das Kernteam der Katholischen Jugend Bad Ischl, wollten den Leuten was zurückgeben und haben überlegt, was wir da machen können. So ist uns das Kleiderkammerl eingefallen.
Was planen Sie für die Zukunft? Soll das Kleiderkammerl weiter bestehen bleiben?
Schwaighofer: Das Kleiderkammerl soll auf jeden Fall weiterhin bestehen. Der Solidaritätspreis der Diözese Linz bestärkt uns weiterzutun. «
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