Auch wenn nichts mehr geht: Eine Diskussion über die Gehälter von Managern – nur ein Zehntel des Topmanagements in Österreich ist weiblich – geht immer, egal in welcher Gesprächsrunde. Immer wieder taucht dabei die Frage auf: Wie viel Lohn ist eigentlich gerecht? Dem Thema widmete sich das Forum Sankt Severin am 26. März 2019 im Presseclub in Linz und lud zwei Unternehmensvertreter ein, darüber zu diskutieren.
„Ich bin sicher nicht gerecht entlohnt“, sagte der Unternehmer Kuno Haas, Geschäftsführer der Firma Grüne Erde. Er hätte in manchen Jahren um Gottes Lohn gearbeitet und auch sein jetziger Monatslohn sei nicht überzogen, sagte Haas im Gespräch mit dem Personalmanager Michael Grininger von der Firma Engel. Beide haben auf den ersten Blick wenig gemeinsam. Während Grüne Erde Möbel und Matratzen herstellt und nicht ganz 500 Menschen beschäftigt, produziert Engel für den Bereich Kunststoffverarbeitung und hat zirka 7.000 Mitarbeitende weltweit. Doch in manchen Punkten trafen sich die beiden Führungskräfte. Wenn ein Unternehmen seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei bestimmten Bedürfnissen entgegenkommt, kann das mehr wiegen als ein höheres Gehalt. Das können zum Beispiel Arbeitszeiten sein, die der aktuellen Familiensituation entsprechen, so wie es die Firma Grüne Erde ermöglicht.
Für Michael Grininger ist ein Lohn gerecht, wenn er Bedürfnisse abdeckt und gleichzeitig als subjektiv angemessen empfunden wird. Das führe aber zu keiner eindeutigen Antwort, weil Wohn- und Familiensituationen unterschiedlich seien, so Grininger. Die Lohnspreizung hingegen könnte mit Zahlen dargestellt werden, doch die wollte Michael Grininger nicht offen-legen. Die Lohnspreizung gibt den Unterschied zwischen verschiedenen Lohnhöhen an. Laut der Gemeinwohlökonomie soll die Kluft zwischen dem Einkommen der Führungsebene und dem geringsten Einkommen im Betrieb nicht zu weit auseinandergehen. Laut Kuno Haas ist das eine Richtlinie innerhalb der Grünen Erde – die Lohnspreizung beträgt eins zu zehn, das höchste Gehalt ist zehnmal höher als das niedrigste. In der Industrie hingegen würde die Lohnspreizung nicht diskutiert, so Michael Grininger.
Beide Unternehmer waren sich einig: Die Frage, ob es gerecht sei, dass Manager um einiges mehr verdienen, beschäftigt Mitarbeitende wenig. Gesprächsthema ist das, was sich innerhalb des eigenen Bezugsrahmens vergleichen lässt – zum Beispiel das Gehalt der Kolleginnen und Kollegen.
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