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Mit der astronomischen Uhr hat sich der Schmiedemeister Wolfgang Auer aus Jahrsdorf, dem kleinen Dorf zwischen Braunau und St. Peter am Hart, einen Lebenstraum erfüllt. Der Vater konnte vor Jahrzehnten Wolfgang zwar verbieten, eine Uhrmacherlehre zu beginnen, die Faszination, die Uhren auf seinen Sohn ausübten, konnte er ihm trotz allem nicht nehmen. Von Kindertagen an ziehen Uhren Wolfgang Auer in ihren Bann. Die astronomische Uhr an seinem Stadel ist der unwiderlegbare Beweis dafür, dass die Begeisterung ein Leben lang gehalten hat. Und dass er ein sensationeller Handwerker ist, ein Künstler. „Kein einziges Stück der astronomischen Uhr ist mit einer Maschine bearbeitet, jeder Zeiger, jedes Zahnrad, ja sogar jede Schraube ist handgemacht, geschmiedet und gefeilt“, sagt Auer.
Im Jahr 2004 hat er begonnen. Zur Ablenkung, wie er erzählt. Denn seine Frau Anna erhielt zu dieser Zeit eine Chemotherapie. Da half ihm das Berechnen und Tüfteln, auf andere Gedanken zu kommen. Ein Freund hat ihm zwar den Plan für eine astronomische Uhr eines berühmten französischen Priesters und Wissenschaftlers des beginnenden 15. Jahrhunderts gezeigt, aber Auer entwickelte seine Uhr schließlich selbst, Schritt für Schritt, Stück für Stück, Jahr um Jahr. Schließlich waren es 17 Jahre, bis das Werk vollendet war.
Er konnte natürlich nur nach seiner regulären Arbeit zu seinem Herzensprojekt gehen und seine Frau Anna erinnert sich auch an Stunden, in denen er niedergeschlagen war: „Wenn ein Zahnrad plötzlich nur 18 statt 19 Zacken hatte, weil er sich verzählt hatte und erst ganz zum Schluss daraufgekommen war, war er natürlich schon deprimiert.“ Aber das gelungene Werk macht diese Tiefs alle vergessen. „Es ist einfach grandios“, freut sich Auers Frau mit ihm.
Die astronomische Uhr ist eine handwerkliche Spitzenleistung. Sie zeigt den Mondumlauf, die Tierkreiszeichen, die Sternzeit und natürlich die 24 Stunden des Tages, den Sonnenauf- und -untergang und vieles mehr. Das astronomische Umlaufgetriebe wird durch das Gehwerk betrieben, das wiederum mittels des Stundenschlagwerks aufgezogen wird, sodass man nur alle acht Tage das Werk noch zusätzlich per Hand aufziehen muss. Tagelang könnte Wolfgang Auer über die Eigenschaften und Finessen seiner Uhr erzählen. Seit erste astronomische Uhren zu Beginn des 14. Jahrhunderts in Europa gefertigt wurden, geben sie Zeugnis vom herausragenden Können der Planer, Zeichner und Handwerker. Die Uhren waren Sehenswürdigkeiten, die Menschen von weither anzogen. An Rathäusern angebracht trugen sie zum Prestige der Stadt bei, in Kirchen vergrößerten sie die Bedeutung des Sakralraums.
Die astronomischen Uhren waren aber mehr als technische Objekte, mit denen man auftrumpfen konnte. Sie weisen auch in eine spirituelle Dimension. „Das präzise und komplexe Uhrwerk wird oft mit der Schöpfung verglichen“, erläutert Auer. Es führt den Menschen die überwältigende Ordnung der Schöpfung vor Augen. Günther Oestmann, der in Berlin Wissenschaftsgeschichte lehrt, sagt: „Der Kosmos wird mit einer riesigen Uhr verglichen, deren Räder nach genau festgelegtem Plan ineinandergreifen und von Gott in Gang gesetzt werden.“ Für Auer steht die Uhr ganz konkret mit der Schöpfungsgeschichte der Bibel in Beziehung, besonders mit dem Werk Gottes der ersten beiden Tage, mit Licht und Finsternis, Abend und Morgen. Alles in allem ist die Uhr ein Impuls für die Menschen, ihr Leben gemäß der Schöpfungsordnung Gottes zu gestalten.
Man darf aber auch den praktischen Nutzen nicht übersehen, den astronomische Uhren jahrhundertelang hatten, erläuert Auer. Die astrologischen Angaben halfen den Medizinern zum Beispiel, den richtigen Zeitpunkt für einen Aderlass zu bestimmen. Ein lateinischer Spruch über dem Zifferblatt von Wolfgang Auers Uhr macht darauf aufmerksam, dass es auch ein Ende der Zeit gibt. „Omnes vulnerant, ultima necat“ ist häufig auf Sonnenuhren zu finden. Der Schmiedemeister Auer hat den Satz für sein Werk übernommen. „Alle Stunden verletzen, die letzte tötet“ führt vor Augen, dass der Tod unausweichlich ist. „Das Nachdenken über die eigene Vergänglichkeit gehört auch zur Botschaft einer astronomischen Uhr“, unterstreicht Auer und beantwortet eine Frage, die dem Betrachter seines Wunderwerks natürlich auf der Zunge liegt. „Die Uhr geht nicht ganz genau, da hätte ich noch mehr Zahnräder einbauen müssen.“ Um wie viel geht sie falsch? „Um eine viertel Mondphase, also um etwa sieben Tage – in 760 Jahren“, meint er schmunzelnd. Damit kann sogar der Perfektionist Wolfgang Auer leben. «
„Die astrologischen Informationen auf astronomischen Uhren halfen Medizinern Jahrhunderte hindurch, die richtigen Zeitpunkte für Behandlungen zu finden.“
Wolfgang Auer
Eine astronomische Uhr zeigt außer der Uhrzeit auch noch astronomische Sachverhalte wie Mondphasen, Sonnenstand oder Tierkreiszeichen an.
Bild 1: Wolfgang Auer bei den letzten Handgriffen an seiner astronomischen Uhr. Er lebt mit seiner Frau Anna in Braunau/St. Peter. Er ist Kunstschmied und international gesuchter und geschätzter Restaurator. Gerne bringt er auch alte Kirchturmuhren wieder zum Gehen.
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