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„Garmatshoba, meine Lieben“, begrüßt die georgische Reiseleiterin Nino Siradze ihre Gäste im Bus 1, was soviel heißt wie „Guten Tag“. Sie erklärt, was heute für die Reisenden auf dem Programm steht. In Tiflis wird zunächst die Altstadt besucht. Hier treffen Alt und Neu, Ost und West, Tradition und Moderne aufeinander. Kirchenbauten aus dem Mittelalter wie die Metechi-Kirche aus dem 13. Jahrhundert, eine überdimensionale Mutter-Erde-Statue aus der Sowjetzeit, ein Reiterstandbild des Stadtgründers Wachtang Gorgassali sind hier gut zu Fuß erreichbar. Dazwischen Glasbauten und neue Brücken, die Transparenz und Verbindlichkeit symbolisieren. Mit der Seilbahn geht’s nach oben und ein traumhafter Blick auf „Tbilissi“ eröffnet sich.
Noch vor Rom wurde um 337 im ostgeorgischen Königreich Iberien das Christentum zur Staatsreligion erklärt. Durch die christlich geprägte Kultur mit Europa verbunden gehört der eurasische Staat zu Vorder-asien. Ausschlaggebend für den Umbruch im geistlichen und kulturellen Leben war die Missionstätigkeit der Kappadokierin Nino (um 320 nach Christus), die als die Missionarin Georgiens bis heute einen hohen Stellenwert hat. Gefühlt jede dritte Georgierin trägt, so wie die Reiseleiterin, den Namen dieser Heiligen, die besonders in Bodbe verehrt wird. Die Klosteranlage dort geht ins 4. Jahrhundert zurück, die hl. Nino ist dort begraben.
„Natürlich mussten dann auch noch ein paar Männer nach der hl. Nino kommen, die die Christianisierung weitergeführt haben. Es kann ja nicht sein, dass eine Frau das alles alleine macht!“, sagt Nino Sirazde vor der Kirche in Bodbe stehend mit einem Augenzwinkern. Da pflichtet ihr auch Tamar Nozadze aus Bus 2 bei. – Mit ihrer erfrischenden Art gewinnen die beiden Reiseleiterinnen die Herzen der Reiseteilnehmer:innen und können sie auch nach etlichen Kirchenbesuchen für spannende Details der Kunst- und Glaubensgeschichte Georgiens begeistern.
Die Georgisch-orthodoxe Apostelkirche ist seit dem 5. Jahrhundert nach Christus selbstständig und hat nach wie vor großen Einfluss in der Gesellschaft, auch wenn sich bei der Jugend eine ähnliche Entwicklung wie in Europa abzeichnet. Kritik an und Distanz zur Kirche wegen ihrer ablehnenden Haltung etwa gegenüber Homosexualität nehmen zu, erzählen die Reiseleiterinnen. Die beiden teilen nicht nur ihr Wissen über Glaube, Architektur und Geschichte, sondern erzählen auch viel vom Land und den Menschen. Die eigenständige georgische Sprache und Schrift macht es zudem notwendig, dass die beiden nicht nur ihr kunsthistorisches Wissen teilen, sondern auch als Assistentinnen in der Gastronomie und Hotellerie mitwirken.
Gäste sind in Georgien herzlich willkommen, und auch wenn es medial anders vermittelt wird, als Besucher:in fühlt man sich in Georgien trotz der Nähe zu Russland sicher. Die Verbindung zu Russland begleitet Georgien schon Jahrhunderte, Freiheit und Unabhängigkeit zu bewahren ist nach wie vor erstrebenswert, berichten die beiden Georgierinnen. „Brot, Käse und ein gutes Herz“, das ist es, was man in Georgien braucht, um Gäste willkommen zu heißen, erzählt Nino – und Wein könnte man noch ergänzen.
Auf die Tradition als Weinland mit einer 8.000-jährigen Geschichte ist man stolz. Die Weintrauben samt Stielen werden hier traditionell in Amphoren zur Reifung und Gärung in der Erde vergraben. Weinverkostungen gehören auch bei dieser Reise zum Programm, hier wird wie sonst auch in den Bussen gerne gesungen. In Mosmieri lässt landschaftlich die Toskana grüßen. Weinreben und Zypressen verströmen südliches Flair. Elf Klimazonen bietet das Land, das von der Fläche her so groß wie Bayern ist. Steppenlandschaft und wüstenähnliche Stimmung erlebt man hingegen in David Gareja, einer in den Felsen gehauenen Klosteranlage aus dem 6. Jahrhundert, die bis heute von Mönchen bewohnt wird. Der Skiort Gudauri mit seinem Kazbegi“ (5.054 m) erinnert an heimische Skigebiete.
Mit vielen Rezepten für Tomaten in Walnusspaste, Hühnchen in Koblauchsauce und gegrilltem Schweinefleisch mit Paprikasauce sowie landschaftlich und kulturell vielfältigen Impressionen geht es nach neun Tagen zurück in die Heimat. „Madloba“, sagt die bunte Reisegesellschaft: „Danke!“
Fotogalerie: www.kirchenzeitung.at/site/termine/leserinnen_reise
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