Es ist 8 Uhr morgens. Sophie, Iris, Xaver und Matthias sind schon da. Malen, Papier falten, für die Dinos ein Haus bauen oder lieber die Krippenfiguren neu aufstellen? – Angebote gibt es wie immer viele. Die Kinder suchen sich selbst aus, womit sie sich beschäftigen wollen. Alle paar Minuten sieht man ein neues Gesicht: Verschlafen, aufgeweckt, voller Tatendrang oder noch recht schüchtern beginnen die Kinder den Tag.
Das Ankommen im Kindergarten, das Verabschieden von den Eltern oder Großeltern dauert unterschiedlich lang. Regina Sonnberger, die gruppenführende Pädagogin und Leiterin des Pfarrcaritas-Kindergartens Linz-Heiliger Geist, wartet im großen Gruppenraum auf die Neuankömmlinge. Sophie setzt sich gleich auf die Bank und schaut zu, was passiert. Matthias baut eine Rampe für die Dinosaurier. Xaver läuft zum Bewegungsraum. Die Tür ist zu, noch darf niemand hinein. Die Versuchung ist groß. Dort wird in einer Stunde etwas stattfinden. Irgendwas mit Adventkranz. Oder kommt doch schon der Nikolaus?
„Es ist eine dichte Zeit im Kindergarten. Vom Martinsfest, der Adventkranzsegnung und dem Nikolaus bis zu unserer Waldweihnacht ist viel vorzubereiten. Ich bin froh, dass ich den Advent im Kindergarten so intensiv erleben kann“, erzählt Regina Sonnberger – und ihre Augen strahlen. Dass es um das gemeinsame Erleben und Feiern geht und nicht so sehr um Geschenke, ist ihr auch persönlich wichtig. „Ich mag das Weihnachtsfest, aber die Fülle, das Schenken, das ist alles übertrieben“, findet sie. Sie hat als Kindergartenpädagogin ihren Traumberuf gefunden. Jedes Kind in seiner Individualität zu fördern, ist ihr ein großes Anliegen: „Dass sie die Personen werden können, die sie werden wollen, dass sie ihre Stärken finden und leben können, dass sie ihre Meinung haben und sich diese auch äußern trauen, ist mir ganz wichtig.“
Im Kindergarten bereiten sich die Kinder nun auf Weihnachten vor: In der Sternenwerkstatt wird ein Adventkalender aus Sternen gebastelt, diese werden mit Zahlen versehen – jedes Kind hat seinen eigenen Stern gestaltet und ist stolz, wenn es ihn am jeweiligen Tag herunternehmen darf. „Sie fragen gar nicht nach anderen Geschenken, sie freuen sich über ihren Stern“, ist die Erfahrung der Kindergartenleiterin. Sie zeigt gerade auf die goldene Sternenkette, da kommt jemand bei der Tür herein. Es ist Katharina Kern, die Pastoralassistentin. Sie wird den Adventkranz segnen, die Kinder kennen sie vom Martinsfest. „Hallo Katharina! Fangen wir jetzt an?“, fragt Tobias.
Tobias (5 Jahre) ist bereit. Bis ins letzte Detail kann er erklären, was es mit der Adventspirale, dem Apfel, der Kerze und der Salzteigschlange mit der Murmel auf sich hat. „Jeden Tag kommt die Murmel ein Loch weiter. Mit dem Finger haben wir das Loch in den Salzteig gebohrt. Und am Ende wird beim letzten Loch die Kerze angezündet, weil das Jesuskind geboren worden ist.“
Das Warten auf das Geburtstagsfest Jesu dauert doch recht lang. Gut, dass nächste Woche schon der Nikolaus kommt. „Der Nikolaus gehört auch zum Advent“, sagt Clemens. „Er hat den Kindern von der Ritterburg Essen und Geschenke gebracht. Am Ende vom Advent ist Weihnachten. Da feiern wir, dass Jesus geboren ist, der passt ja auf uns auf!“, erklärt Clemens. Die Geschenke und den Christbaum, all das mag der Fünfjährige an Weihnachten. Und was wünscht er sich vom Christkind? „Eine ferngesteuerte Tuba“, sagt er und lacht.
Endlich dürfen die 44 Kinder, die in zwei Gruppen aufgeteilt sind, in den Bewegungsraum. Und tatsächlich: Dort sieht man die Adventspirale und vier Äpfel mit je einer Kerze, die darin steckt. Es ist dunkel im Raum. Mit einem Lied wird die Feier eröffnet: „Halte zu mir, guter Gott, den ganzen Tag, halte die Hände über mich, was auch kommen mag!“ Die Kinder singen lautstark mit. Dann dürfen vier Schulanfänger/innen nacheinander einen Apfel mit der Kerze nehmen und in die Spirale hineingehen. Iris beginnt, dann folgt Xaver. Die Konzentration ist hoch. In der Mitte der Spirale steht die Kerze, an der entzündet jedes Kind sein Licht und stellt die Apfelkerze in der Spirale ab. Dann wird der Adventkranz gesegnet. „Was heißt ,segnen‘?“, fragt ein Kind nach. „Segnen heißt, ich will dir etwas Gutes tun“, erklärt Katharina. Nun wird die erste Kerze am Adventkranz entzündet. „Wir tragen ein Licht in die Welt hinein, dann wird es nicht länger mehr dunkel sein“, singen die Kinder danach – und man hat das Gefühl, das genau das eintreten kann: dass jedes Kind, jedes Lachen, jeder Kerzenschein die Welt heller und freundlicher macht – so wie hier.
In der Pfarre Linz-Heiliger Geist gibt es zurzeit 43 Kinder und ein Integrationskind, sie werden von drei Pädagoginnen, einer Assistenzpädagogin und zwei Helferinnen betreut. Seit 2012 leitet Regina Sonnberger den Pfarrcaritas-Kindergarten Linz-Heiliger Geist. Derzeit werden in den OÖ. Kinderbildungseinrichtungen 44.362 Kinder von 6619 pädagogischen Fachkräften und zahlreichen Helferinnen betreut und begleitet. 17.000 Kinder besuchen kirchliche Kindertageseinrichtungen. Trägerinnen sind hier die Pfarren und die Caritas.
Fundament des Bildungssystems. „Der Kindergarten ist ein Lebensraum für unsere Kinder, in dem sie ergänzend zur Familie jenes Lernumfeld erleben, das sie für eine ganzheitliche Entwicklung brauchen“, so lautet die Definition des Landes Oberösterreich in puncto Kindergärten. Der Kindergarten gilt als „Fundament des Bildungssystems“.
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